Aus für Medienzentren?

Medienpädagogisches Zentrum Hannover (MPZ)
Medienwerkstatt Linden


   
Wird Medienpädagogisches Zentrum geschlossen?
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Nach den Sommerferien wollen die Politiker/-innen der Region Hannover entscheiden, ob das Medienpädagogische Zentrum Hannover (MPZ) zum Ende des Jahres 2003 aufgelöst werden soll.
Dem Rotstift zum Opfer fallen würde dann eine Einrichtung, die sich durch ihre flexible und vielseitige Arbeit in Fortbildungen, Video- / Multimedia-Projekten und Filmveranstaltungen in allen Bereichen der Schule sowie in Bildungs-, Kultur- und Sozialarbeit profiliert hat.

Seit 1997 hat das MPZ innovative Wege beschritten und ein umfassendes Verständnis von Medienkompetenz zur Grundlage seiner Arbeit gemacht. Vermittelt wird keine auf das rein Technische reduzierte Medienkompetenz, vielmehr soll der Blick geöffnet werden auf die kulturellen, künstlerischen und gesellschaftlichen Dimensionen von Medienproduktion und -rezeption. Denn nur über den Weg der aktiven, kritisch-rezeptiven Medienpädagogik lässt sich die so oft zitierte und von den Politikern eingeforderte Medienkompetenz vermitteln.
Ziel der Arbeit des MPZ ist, Schüler und Lehrer und die Menschen in anderen kulturellen Bereichen, in denen das MPZ aktiv ist, zu einem kritischen Umgang mit den Medien zu befähigen.
Im Rahmen des Medienverleihs werden zu Projekten gezielt Medienpakete und Begleitmaterialien zusammengestellt, beispielsweise zu Themen wie dem Bevölkerungsgipfel in Kairo oder begleitend zur Wehrmachtsausstellung (gemeinsam mit dem NLI).
Im Seminarbereich bietet das MPZ eine Grundversorgung an Interneteinführungen und Video-Kursen. Im Vordergrund stehen neben der technischen Qualifizierung künstlerisch-kreative und lebensweltlich-ethische Aspekte.

Der Arbeitsbereich VideoVisionen bietet Schulen, Kindertagesstätten und Freizeitheimen die produktive Auseinandersitzung mit den AV-Medien. In jedem Projekt entsteht in etwa 15 bis 30 Unterrichtsstunden ein kleiner Videofilm, der unter medienpädagogischer Anleitung komplett aus den Ideen der Teilnehmer hervorgeht - und von ihnen selbst umgesetzt wird. Von 1997 bis Anfang 2003 sind rund 100 solcher Videos entstanden. Die Qualität der Ergebnisse (Ausstrahlungen im KiKa / Festivalpreise etc ...) und die große Anzahl der jährlichen Produktionen sprechen für den engagierten Stil und den Erfolg der Arbeit. Die Nachfrage seitens der hannoverschen Schulen und Bildungseinrichtungen reicht schon jetzt bis Ende des Jahres 2003!
Mit dem Projekt MEDIA 21 Filmtage Umwelt + Entwicklung bietet das MPZ eine bundesweit einmalige Veranstaltung als Lernwerkstatt und Festival für eine Nachhaltige Entwicklung.

Bereits 1996 hatten sich Rat und Verwaltung der Stadt Hannover für das zukunftsweisende Modell des Medienpädagogischen Zentrums entschieden. Die Nachfrage, die qualifizierten und vielseitigen Angebote und die hohe Resonanz bestätigen eindrucksvoll, dass die Region Hannover auch in Zeiten knapper Kassen diese Einrichtung weiter unterstützen muss. Man kann nicht einerseits "Medienkompetenz-Zentren" fordern und andererseits erfolgreiche Projekte kaputtsparen.

Karl Maier



Medienwerkstatt Linden vor AUS?
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Droht der Medienwerkstatt Linden in Hannover nach 25 Jahren erfolgreicher Arbeit das Ende? Alles deutet darauf hin, dass die verbliebenen drei Mitarbeiter in Kürze den Gang zum Arbeitsamt antreten müssen. Nach Aussagen von Annette Hoppe, seit Beginn bei der Medienwerkstatt aktiv, wurden alle in diesem Jahr gestellten Anträge auf Förderung von Projekten und Qualifizierungsprogrammen von der nordmedia Fonds abgelehnt oder sind nicht entschieden. Deshalb fehlen die Mittel, um die Personalkosten abdecken zu können.
In früheren Jahren wurde die Medienwerkstatt Linden aus Mitteln der kulturellen Filmförderung des Landes Niedersachsen institutionell gefördert. Diese Förderung bildete die Basis für eine Vielzahl von Aktivitäten, in denen sich die Medienwerkstatt im Laufe der Zeit zu einem Medienzentrum entwickelte, das über die Grenzen von Niedersachsen hinaus beachtet wurde. Vor allem das Weiterbildungsprogramm mit Seminaren und Workshops zu verschiedenen Themen und Arbeitsgebieten der Film- und Fernsehproduktion wurde von Filmschaffenden aus dem gesamten Bundesgebiet angenommen.
Die Nachfrage für diese Seminare sei weiter groß, doch ohne Förderung könnten die Seminare nicht angeboten werden, da sie für die Zielgruppe dann schlicht zu teuer wären, so die Erfahrung von Annette Hoppe, die den Weiterbildungsbereich bei der Medienwerkstatt betreut.

 


Videos für die Bewegung.
Foto: Medienwerkstatt Linden
Förderung der Infrastruktur
Dank der früheren Unterstützung durch die Kulturelle Filmförderung des Landes und der Filmförderung aus Mitteln des NDR sowie der Stadt Hannover und durch eigen erwirtschaftete Mittel konnte die Medienwerkstatt Linden Filmschaffenden in Niedersachsen eine komplette technische und personelle Infrastruktur zur Verfügung stellen: von Beta-SP-Fernsehstandard bis Super 16/16 mm Filmtechnik befindet sich alles unter einem Dach, um professionell Produktionen durchführen zu können. Mit Unterstützung der Stiftung Niedersachsen wurde 1999 ein AVID MediaComposer der neusten Generation mit Filmoption angeschafft.
Diese Förderungen schufen die Voraussetzungen, dass die Filmwerkstatt, die Videostudios, die Film- und Videotechnik sowie die Betreuungs- und Beratungsangebote von Filmschaffenden aus Niedersachsen und anderen Bundesländern für geförderte und nicht geförderte Produktionen genutzt werden konnten. Neben der Betreuung professioneller Produktionen konnte die Medienwerkstatt dank der Förderung auch vielen Nachwuchsfilmern beratend zur Seite stehen und durch technische Unterstützung kulturelle Filmprojekte unterstützen.

Wie alles anfing
Gegründet wurde die Medienwerkstatt Linden 1978 von einer studentischen Stadtteilinitiative um Video als Mittel der Gegenöffentlichkeit zu nutzen. Wurden bis Mitte der 80er Jahre die kleinen "schmutzigen" Videos für die "Bewegung" produziert, die dazu dienten, die Szene zu Wort kommen zu lassen, waren bald die Ansprüche gestiegen.
Eine Vielzahl von Eigenproduktionen entstanden, die sich intensiver und filmischer mit kulturellen, sozialen, politischen und geschichtlichen Fragestellungen auseinander setzten.
Hierfür stehen aus den letzten Jahren die Eigenproduktionen "Zerrissen" und "Mit anderen Augen - Sabriye Tenberken", die beide erfolgreich im Fernsehen und auf Festivals gezeigt wurden.
Ohne Unterstützung kann die Medienwerkstatt viele Angebote nicht mehr aufrecht erhalten: insbesondere die Betreuung, Beratung und Unterstützung von Film- und Medienschaffenden, die Servicefunktionen für (medien-)kulturelle Einrichtungen und Projekte und medienpädagogische Aufgaben drohen ab August 2003 weg zu fallen.

Thomas Schäffer, Geschäftsführer der nordmedia Fonds, sieht strukturelle Gründe für die derzeit kritische Situation: die nordmedia könne nicht institutionell fördern sondern nur Projekte. Die Weiterbildungsangebote der Medienwerkstatt Linden würden alle sehr intensiv geprüft. nordmedia macht eine Bedarfsanalyse für Qualifizierungsangebote in Niedersachsen. Entscheiden könne aber nur der Vergabeausschuss der nordmedia Fonds.

Gibt es also doch noch eine Chance, die Medienwerkstatt Linden als wichtige Institution der Medienlandschaft Niedersachsens zu erhalten? Die Antwort könnte die nächste Sitzung des Vergabeausschusses der nordmedia Fonds am 28.08.03 geben.

Karl Maier



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