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Stellungnahme von Film- und Medienfestivals zur Evaluation durch die nordmedia

Wozu Festivals...
Die Unterzeichner: AG der Festivals beim FMB


Die unterzeichnenden Film- und Medienfestivals in Niedersachsen und Bremen bitten die Mitglieder des Vergabeausschusses (VA) der nordmedia Fonds, bei der VA-Sitzung am 12.03.2003 keine Streichung oder existenzbedrohende Kürzung von Filmfestivals in Niedersachsen und Bremen zu beschließen. Vielmehr erwarten die Festivals, dass sie vor weitreichenden Entscheidungen des Vergabeausschusses ausreichend Gelegenheit erhalten, zu den Ergebnissen der angestrebten Evaluation der Festivals Stellung zu nehmen.

Grundsätzlich begrüßen die Festivals eine Überprüfung ihrer Profile und ihrer Leistungsfähigkeit. Auf Kritik stößt allerdings das gewählte Verfahren und der Zeitplan, der dazu führt, dass ein Großteil der Festivals erst Mitte März erfährt, ob und zu welchen Konditionen eine Förderung durch die nordmedia Fonds in diesem Jahr gewährt wird. Dieser Zeitpunkt der Entscheidung trifft viele Festivals mitten in der Vorbereitungsphase. Im "Vertrauen" auf die bisherige Förderung und um die in diesem Jahr geplanten Festivals überhaupt durchführen zu können, mussten viele Festivals bereits finanziell in Vorleistung gehen. Sollten diese Festivals jetzt nicht mehr gefördert bzw. ihr Etat einschneidend gekürzt werden, würde dies die Trägervereine vor kaum lösbare finanzielle Probleme stellen.

Die Evaluation ist ohne Offenlegung der Evaluationskriterien, ohne aktive direkte Beteiligungsmöglichkeiten der Festivals und ohne Transparenz durchgeführt worden. Umso mehr erwarten die Festivals jetzt von der nordmedia Fonds und den Vertretern des Vergabeausschusses eine offene Diskussion der Expertenvorschläge mit dem Ziel, gemeinsam mit den Festivals Anforderungen und Perspektiven für eine zukünftige Filmfestivallandschaft zu entwickeln. Diese Form der Beteiligung war bisher bei der kulturellen Filmförderung in Niedersachsen üblich.

Vor diesem erforderlichen Diskussionsprozess sollen keine Entscheidungen getroffen werden, die die Arbeit der Festivals in diesem Jahr gefährden.

Wozu Festivals:

Die Film- und Medienfestivals leisten einen wichtigen Beitrag sowohl zur inhaltlichen Breite als auch zum Facettenreichtum des kulturellen Medienangebotes in Niedersachsen und Bremen. Einige bieten darüber hinaus mit national und international vielbeachteten Events kulturelle Spitzenleistungen. Über viele Jahre haben die Festivals im hohen Maße zur Qualität und Innovationskraft der Film- und Medienlandschaft in Niedersachsen beigetragen. Die Festivals erfüllen eine wichtige Marktfunktion für den Film als Wirtschafts- und Kulturgut: Produzenten, Verleiher und Fernsehsender informieren sich hier über neue Produktionen und Drehorte, erwerben Filmrechte oder entwickeln gemeinsam neue Projekte. Die Festivals sind Treffpunkte für die kreative Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur, sie sind Talentschmieden und Impulsgeber.

Auch die regionale Wirtschaft profitiert nach der groß angelegten Studie "The Socio-Economic Impact of Festivals", die im Auftrag der EU Kommission durch das Institut OPTEM (Paris) zur Überprüfung der wirtschaftlichen Effekte von Filmveranstaltungen durchgeführt wurde, nicht nur durch den Besuch vieler Gäste. Laut Studie beschäftigen die Festivals Voll- und / oder Teilzeitkräfte und bieten Ausbildungs- und Praktikantenplätze an. Festivals pflegen intensive Kontakte zur regionalen Wirtschaft und den Hochschulen, wie zahlreiche Beispiele von Public-Private-Partnership belegen.

Einige der niedersächsischen Festivals sind Mitglieder europäischer Netzwerke und beteiligen sich an Kooperationen und strukturbildenden Maßnahmen. Mehrere dieser Festivals werden durch die EU-Kommission gefördert.

Weit mehr als 50% ihres Etats generieren die Veranstalter der Festivals aus Quellen außerhalb der nordmedia-Förderung. Die Förderung durch die nordmedia Fonds ist allerdings ein entscheidender Impulsgeber für die Einwerbung von Sponsorleistungen und Drittmittel.

Die Publikumszahlen der Festivals belegen die hohe Akzeptanz der Events bei den jeweiligen Zielgruppen. Die Festivals gewährleisten die Präsentation von Produktionen, die nicht den Mustern des TV-Mainstream und der amerikanischen Blockbuster folgen. Im Flächenland Niedersachsen mit vielen regionalen Zentren sind es vielfach die Festivals, die mit Regisseurgesprächen, Hintergrundberichten, mit Workshops und Filmreihen, mit Retrospektiven, Werkschauen und Länderportraits unter Einsatz eines hohen Maßes an ehrenamtlicher Arbeit die Vermittlung von Filmkultur und Medienkompetenz gewährleisten. Die Festivals sind deshalb ein unverzichtbares Glied in der Kette von Ausbildung, Produktion und Rezeption.

Die Stärkung der Film-, Kino- und Medienkultur in Niedersachsen und Bremen muss auch für die nordmedia Fonds ein vorrangiges Ziel der Förderpolitik bleiben. Um diesem Ziel gerecht zu werden, ist es unerlässlich, die Arbeit der Festivals in ihrer Vielfalt weiter zu unterstützen und gemeinsam Perspektiven für die nächsten Jahre zu entwickeln. Die Position der Festivals muss - analog zur Bedeutung und Entwicklung der Medienkultur und -technologie - gestärkt und ausgebaut werden.

Eine zukunftsorientierte Film- und Medienförderung in Niedersachsen und Bremen muss neben der Produktion auch Vermarktung, Vermittlung, Abspiel und Präsentation kulturell wichtiger und künstlerisch-qualitativer Arbeiten in Breite und Spitze gewährleisten.

Die AG der Festivals im Film & Medienbüro Niedersachsen (A bis Z):

  •  Best before - Hildesheimer Kurzfilmfest
  •  Der Eisenstein - Internationales Kurzfilmfestival Wilhelmshaven
  •  Europäisches Filmfestival, Göttingen
  •  European Media Art Festival Osnabrück
  •  Filmsalat Verden
  •  Göttingen International Ethnographic Filmfestival
  •  Historisches Filmfest zum Deutschen Film, Göttingen
  •  Internationales filmfest Braunschweig
  •  Internationales Filmfest Emden
  •  Oldenburger Filmtage
  •  queerfilmfestival, Bremen
  •  Sehpferdchen Kinderfilmfest Hannover
  •  Uelzener Filmtage
  •  Unabhängiges FilmFest Osnabrück
  •  up-and-coming Film Festival Hannover

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