Anhörung zur Film- und Medienförderung im Landtag
Ein Antrag der CDU vom Mai 99, ein Antrag der SPD vom November 99 sowie der Bericht der Projektgruppe Filmförderung und das Gutachten des DIW waren Gegenstand einer Anhörung des Medienausschusses im Niedersächsischen Landtag, die am 01.02.2000 stattfand. Der ursprünglich anberaumte Termin Ende November 99 musste wegen des Rücktrittes von Ministerpräsident Glogowski verschoben werden. Die Stellungnahme des Film & Medienbüros Niedersachsen wurde bereits im letzten Rundbrief abgedruckt. Über die Anhörung können wir aus drucktechnischen Gründen erst in der nächsten Ausgabe berichten bzw. verweisen interessierte Leser auf unsere Homepage im Internet: www.filmbuero-nds.de.
 

Gutachter sehen Entwicklungspoten-zial für Multimedia in Niedersachsen
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung legt Gutachten zu ›Perspektiven der Medienwirtschaft‹ vor
Niedersachsen hat Entwicklungschancen im Bereich der Medienwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt ein von der Landesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zu ›Perspektiven der Medienwirtschaft‹.
Im Multimedia-Bereich empfehlen die Gutachter der Landesregierung auf Grund des vorhandenen regionalen Nachfragepotenzials großer niedersächsischer Unternehmen eine sogenannte Expansionsstrategie. Bei der klassischen AV-Produktion wird nur bei erheblichem Mitteleinsatz die Chance gesehen, den Wettbewerbsvorsprung der großen Medienstandorte in Deutschland einzuholen. Ein gewichtiger Standortnachteil für Niedersachsen sei hier schon die Tatsache, dass kein großer Fernsehveranstalter seinen Sitz in diesem Land habe. Die Gutachter gehen davon aus, dass sich eine Belebung der Multimedia-Branche in Niedersachsen positiv auch auf Film- und Fernsehproduktionsunternehmen auswirken wird. Ein echter Standortvorteil nach Ansicht der Gutachter sind die vielen großen Messen in Hannover, an denen die regionale Medienwirtschaft noch besser partizipieren könnte.
Die Gutachter empfehlen vor diesem Hintergrund eine deutliche Erhöhung des Volumens der Film- und Medienförderung in Niedersachsen sowie die Gründung einer Mediengesellschaft mit umfassendem Aufgabenbereich. Gefördert werden sollen nach Auffassung der Forscher sowohl ›primär kulturelle und primär wirtschaftliche Maßnahmen‹.
Außerdem sollten die in Niedersachsen vorhandenen Bildungsangebote bei Medienberufen stärker vernetzt und konzentriert werden. In diesem Zusammenhang empfehlen die Forscher die Einrichtung einer Koordinierungsstelle und die ›Nutzung der im Film & Medienbüro Niedersachsen gebündelten Kompetenzen durch institutionelle Einbeziehung und Ausbau zur Moderations- und Informationsplattform‹.
Überlegungen, nach der EXPO2000 auf deren Gelände Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Medien zusammenzuführen und auch Medienunternehmen anzusiedeln, werden positiv beurteilt. Das Ergebnis des Gutachtens unterstützt damit die Empfehlungen einer Projektgruppe unter der Federführung der Staatskanzlei, die im August 1999 ähnliche Vorschläge unterbreitet hatte (siehe Rundbrief Nr. 51).
Das mit Anhang 188 Seiten starke Gutachten ist im Internet auf der Homepage des Film & Medienbüros Niedersachsen unter www.filmbuero-nds.de zu finden.

Diskussion zum Medienstandort Niedersachsen auf der CeBIT
›Die Chancen Niedersachsens im expandierenden Film- und Multimediamarkt‹, Montag, 28.02.2000, 14.30 Uhr im Nord/LB-Forum auf dem Messegelände Hannover.

Vor dem Hintergrund der beabsichtigten Gründung einer Mediengesellschaft in Niedersachsen werden sich drei mögliche Partner dieser Gesellschaft in Kurzreferaten zu den Perspektiven der Medienwirtschaft in Niedersachsen aus verschiedenen Blickwinkeln äußern.
Es sprechen Sigmar Gabriel, Niedersächsischer Ministerpräsident, Dr. Arno Beyer, Direktor des Landesfunkhauses Niedersachsen des NDR, und Prof. Dr. Klaus E. Goehrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG.
In der anschließenden Podiumsdiskussion werden Experten unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Gutachtens des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Chancen eines Medienstandortes Niedersachsen erörtern.
Das Gutachten des DIW ist im Internet auf der Homepage des Film & Medienbüros Niedersachsen unter www.filmbuero-nds.de abrufbar.
Auf dem Podium diskutieren Reinhold Albert, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, Barbara Etz, 1. Vorsitzende des Film & Medienbüros Niedersachsen, Alexander Felsenberg, Geschäftsführer des Deutschen Multimedia Verbandes, Dr. Friedhelm Haak, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgesellschaft Madsack, Prof. Dr. Helmut Korte, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Dr. Wolfgang Seufert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Moderation: Volker Lilienthal, Evangelischer Pressedienst.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der CeBIT statt. Anmeldungen bei der Niedersächsischen Staatskanzlei unter Fon 0511/120-6919 bis zum 18.02.2000. Es steht ein begrenztes Kontingent für Gästekarten zur Verfügung. Diese berechtigen am 28.02. ab 13.30 Uhr zum Betreten des Messegeländes.
SPD erwartet von NDR mehr Engagement in Niedersachsen
Die SPD-Fraktion hat - noch unter ihrem damaligen Fraktionsvorsitzenden und heutigen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel - einen Antrag in den niedersächsischen Landtag eingebracht, der neue Akzente bei der Förderung der Medienwirtschaft in Niedersachsen setzen will. Ein ›ganz entscheidender Faktor‹ für die weitere Entwicklung der Medienlandschaft in Niedersachsen ist nach Ansicht der SPD das Engagement des NDR. Da Niedersachsen mit ca. 760 Millionen DM mehr als die Hälfte der Gebühren des NDR aufbringt, sieht die SPD ›Notwendigkeiten für den NDR, sachlich und personell weitere Beiträge zur Stärkung der Medienkultur und der Medienwirtschaft in Niedersachsen zu leisten‹.
Bei der Umsetzung der Empfehlungen der Projektgruppe sollen nach Meinung der SPD folgende Aspekte vorrangig berücksichtigt werden:
* Deutliche Erhöhung des Volumens und inhaltliche Erweiterung der Förderung audiovisueller Medien in Niedersachsen durch Zusammenfassung von Landesmitteln und Mitteln Dritter.
* Die Bedeutung kultureller Filmförderung soll nicht geschmälert werden, gleichwohl soll die Förderung insgesamt eine ›mehr kulturwirtschaftliche Ausrichtung erhalten‹. Dabei sollten sich kulturelle und wirtschaftliche Aspekte bei der Förderung ergänzen und nicht gegenseitig ausschließen.
* Eine Neukonzeption der Medienförderung ›muss auf den Teilerfolgen und Entwicklungspotentialen aufbauen‹, die in Niedersachsen in den letzten Jahren durch die bestehenden Förderprogramme vor allem im kulturellen Film- und Medienbereich entstanden sind. Im Benehmen mit Verbänden, Unternehmen und Projektträgern sollen ›umsichtig, bedarfsgerecht und kooperativ‹ die Perspektiven der Medienentwicklung in Niedersachsen ermittelt und die Förderung optimiert werden.
* Die SPD schlägt die Gründung einer ›Mediengesellschaft Niedersachsen‹ vor, die neben der Förderung auch Servicefunktionen für Medienunternehmen anbieten könnte und die ›kulturellen und wirtschaftlichen Qualitäten und Potentiale des Medienstandorts Niedersachsen‹ ausbauen soll.
* Es soll geprüft werden, ob die Mediengesellschaft darüber hinaus in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen die Ansiedlung von Unternehmen der Bereiche AV-Produktion, Multimedia und neue Informations- und Kommunikationstechniken fördern kann sowie die Aus- und Weiterbildungsangebote des dualen sowie des Hochschulsystems vernetzen kann.

Sigmar Gabriel: Medien sind Zukunftsmarkt
Der neue Niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel hat in seiner Regierungserklärung auch zum Thema Medien Stellung bezogen. Wir veröffentlichen nachfolgend Auszüge.
›Die Medienwirtschaft ist ein Wachstumsmarkt, dem wir in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen müssen.
Wir brauchen Strategien für die digitale Medienwelt. Deshalb werden wir dafür sorgen, dass vor allem das Internet Bestandteil aller bildungs- und medienpolitischen Konzepte in Niedersachsen wird.
Ich habe mich entschlossen, die bisher über drei Ressorts verteilten Zuständigkeiten für Medien in der Staatskanzlei zu konzentrieren, um Handlungsfähigkeit zu erhalten und noch bestehende Chancen im Medien-Wachstumsmarkt zu sichern. Außerdem strebe ich die Gründung einer niedersächsischen Mediengesellschaft an, die insbesondere als Förder-, Service- und Ausbildungseinrichtung tätig werden soll. Hierüber werde ich neben anderen insbesondere mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten sprechen.
Bei Anerkennung aller Leistungen für Niedersachsen. Ich denke, der NDR sollte deutlich stärkeres Engagement für die Entwicklung der Medienlandschaft in Niedersachsen zeigen. Schließlich bezieht der Sender als Vier-Länder-Anstalt aus Niedersachsen mit rund 760 Millionen Mark zwar mehr als die Hälfte seiner gesamten Gebühren. Aber nur ein Bruchteil fließt auch nach Niedersachsen wieder zurück.‹

Foto: Presse- und Informationsstelle der Niedersächsischen Landesregierung