Film & Medienbuero Niedersachsen

Rundbrief


center tv will in Hannover
TV und Internet verbinden

Interview mit Andre Zalbertus, Geschäftsführer von center tv

Im September 1999 erhielt center tv von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt erneut die Frequenz für ein Fenster bei RTL. Bereits seit April 1998 ist center tv mit 45-minütigen Reportagen, Dokumentationen und Magazinen bei RTL auf Sendung. In einer Bilanz der ersten eineinhalb Jahre wird auf die guten Quoten für die unterschiedlichen Formate verwiesen. Dabei habe man sich weder bei der Auswahl der Themen für den Reportage- und Dokumentationsplatz noch bei der journalistischen Machart einem Einheitstrend unterworfen, habe aber von Anfang an auch darauf geachtet, nicht zum Ballast für RTL zu werden und eine gute Quote durch ansprechende Umsetzung auch schwieriger Themen zu erreichen.

Wie es weitergeht wollten wir von Andre Zalbertus wissen.

Welche Planungen haben Sie für die gerade begonnene zweite Lizensierungsphase?

Wir werden den begonnenen Weg weitergehen, d. h., dass wir auch in den nächsten drei Jahren immer wieder Experimente in das laufende Programm einschieben werden. In der Vergangenheit hat sich erwiesen, dass es sehr nützlich war, in bestehende Formate neue TV-Versuche zu integrieren. Insbesondere die Herstellung von ›anders Trend‹, dem ersten schwulen TV-Magazin in Deutschland, hat dies dokumentiert. Besonders möchten wir den zeitgeschichtlichen Bereich weiter ausbauen. Beispielsweise werden wir eine deutsch-israelische Koproduktion über den Geheimdienst Mossad realisieren.

Mit wem kooperiert center tv?

Wir kooperieren mit einer Vielzahl von verschiedenen Autoren, die aus ganz Deutschland und aus dem Ausland zu uns kommen und zwar meistens projektgebunden. Unser Ziel ist aber auch, mit verschiedenen Universitäten in Kontakt zu kommen. So hat in der Vergangenheit u. a. eine Kooperation mit der Filmhochschule Ludwigsburg stattgefunden. Studenten des dortigen Fernseh- und Filmbereichs haben einen Film zum Thema ›Star Wars – Die Kultnacht‹ realisiert. Von dem Ergebnis waren wir so begeistert, dass wir auch in Zukunft die Kooperation fortsetzen wollen. Wir sind außerdem daran interessiert, mit Studenten aus der Universitätsstadt Hannover zusammenzuarbeiten. In der Vergangenheit gab es bereits zwei fachübergreifende Seminare, die wir im Anzeigerhochhaus haben stattfinden lassen. Ziel war, dass Studenten aus verschiedenen Fachbereichen lernen, wie man Fernsehen macht. Die Seminare waren stets sehr praxisorientiert und sollen auch in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Gibt es konkrete Zusammenarbeit mit niedersächsischen Produzenten und Autoren?

Durch unser Büro im Anzeigerhochhaus haben wir täglich Kontakt mit verschiedenen Autoren und Technikern aus Niedersachsen. Wir wickeln einen großen Teil unserer technischen Produktion über TVN ab. In den letzten zwei Jahren haben wir einen sehr intensiven Kontakt zu Cuttern und Kameraleuten entwickelt, die sich in mehreren Work-Shops mit unseren Sendeformaten ›Die große Reportage‹, ›Helden des Alltags‹ und dem Trend-Format auseinandergesetzt haben. Selbstverständlich arbeiten wir auch mit freien Autoren zusammen, sowohl aus Niedersachsen als auch aus anderen Bundesländern. Unsere wöchentliche Trend-Magazinsendung wird in einem Studio in Hannover aufgezeichnet sowie die Postproduktion für verschiedene andere Formate, unabhängig von der Sendelizenz.

Haben Sie in ihrer bisherigen Arbeit explizit niedersächsische Themen über den Sender gebracht?

Da RTL ein bundesweit sendender TV-Veranstalter ist, können wir nicht unbedingt explizit niedersächsische Themen über den Sender bringen. Trotzdem versuchen wir immer wieder auch Bereiche, die wir in Niedersachsen kennengelernt haben, für unsere Dreharbeiten zu nutzen. So entstand eine dreiteilige Doku-Soap über die Autobahnpolizei Braunschweig, wo wir während unserer Dreharbeiten positiv unterstützt worden sind. Ebenso stand oftmals die medizinische Hochschule Hannover für unsere Medizinreportage im Mittelpunkt, wo wir eine Vielzahl von internationalen führenden Experten kennenlernten und auch für unsere Dreharbeiten nutzen konnten.

Gibt es Themenbereiche in Niedersachsen, die Sie gern bei center tv berücksichtigen würden?

Für die nächsten drei Jahre haben wir uns vorgenommen, insbesondere den Bereich Wirtschaft weiter auszubauen. Hierbei ist klar, dass Niedersachsen eine große Bandbreite bietet und wir unsere Wirtschaftsredaktion in Hannover weiter ausbauen werden. Ziel ist, dass unser Hannover-Büro zu einem entscheidenden Wirtschafts-Kompetenz-Faktor in unserer Redaktionsstrategie wird. Für uns ist klar, dass der Bereich Wirtschaft insbesondere im TV-Bereich in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird. Besonders das Jahr 2000 wird für den Wirtschaftsjournalismus eine wichtige Schwelle werden, da mehrere Zeitungsprojekte im Jahr 2000 geboren werden, die erhebliche finanzielle Anstrengung der Verlage erfordern und parallel im Fernsehen auch vermarktet werden. Wir stellen fest, dass es einen großen Mangel an Wirtschaftsjournalisten gibt, die Fernsehbeiträge erstellen können und wollen mit unserer Art und Weise des Fernsehmachens dazu beitragen, das Thema Wirtschaft im Fernsehen populärer zu machen. Unser Magazin ›money Trend‹ ist bereits jetzt schon sehr erfolgreich.

Werden Sie zur Expo 2000 Beiträge machen?

Wir werden auf jeden Fall die Möglichkeit der Expo 2000 nutzen, eine Vielzahl von Nationen in Hannover zu haben und werden versuchen, in vielerlei Hinsicht die Expo 2000 für die Realisierung von Fernsehbeiträgen zu nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass die Expo 2000 eine Chance ist, die man auf keinen Fall ungenutzt lassen sollte.

Wie stehen Sie zu den Plänen der Landesregierung, die Medienwirtschaft in Niedersachsen stärker zu fördern und welche Maßnahmen halten Sie dabei für unerlässlich?

Finden wir sehr gut, hat aber natürlich Grenzen im Wettbewerb mit den anderen Städten. Ich glaube nicht, dass Niedersachsen neben den anderen großen Medienzentren wie Köln oder München Konkurrent sein kann. Allerdings, eine Möglichkeit gibt es sicherlich: Wenn man es schafft, in den ›Neuen Medien‹, sprich mit dem Internet sozusagen ›gute Ideen‹ zu produzieren, dann kann man auch mit einem Standort wie Hannover durchaus noch Punkte machen. Dann kommt es aber auch ganz besonders auf die journalistische Kompetenz an, denn die Inhalte sind es, die die Zukunft bestimmen werden. Firmen wie wir werden plötzlich mit ganz anderen Augen betrachtet: unsere erfolgreiche Art, Fernsehen zu machen, ist der Schlüssel für die zukünftige Aufbereitung und Akzeptanz der unübersehbaren Angebote des Internets und des Fernsehens. Und eines wissen wir: wir sind eine sehr kreative Ideenschmiede, das ist unser Kapital. Unser Ziel ist es, TV und Internet zu verbinden. Das praktizieren wir bereits und warten mit Spannung auf die weitere technische Entwicklung. Dann wird es erst richtig spannend. center tv ist da sehr innovativ, und in diesem Bereich werden wir uns stark in Hannover positionieren.

Bieten Sie Praktikaplätze an?

Wir bieten regelmäßig Praktikaplätze an, müssen aber aufgrund der Vielzahl der Bewerbungen auch bereits die Praktikaplätze nach einem Vergabesystem auswählen.

Weitere Infos gibt es auch im Internet unter www.centertv.de oder direkt in Hannover im Medienzentrum, Goseriede 9, Tel. 0511/1212550, Fax 0511/1212551.


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Osnabrück-Net Letzte Änderung: 12.11.1999