Film & Medienbuero Niedersachsen

Rundbrief


›Der mit dem Bär tanzt‹

Producer Michael Sombetzki drehte mit Braunbären in der Lüneburger Heide

Aufregung am Pferdekopf in der Lüneburger Heide: Hauptdarsteller des Kurzfilms ›Schmidt ist billiger‹ war neben Helmut Zierl eine große braune Bärin, d.h. es waren gleich zwei Braunpelze für die Rolle gekommen, denn nicht jedes Tier kann jedes Kunststück und nicht jeder Bär hat immer ›Drehlaune‹.

Mit Nora, genannt Mörchen, fünf Jahre alt und 200 kg schwer, war, ebenso wie mit ihrer Kollegin ›Gipsy‹, nicht immer zu spaßen. So musste der Drehort weiträumig abgesperrt werden, damit Spaziergänger mit ihren Hunden nicht nur die Dreharbeiten nicht störten, sondern vor allem die Bären nicht in Rage brachten; schließlich kann ein Bär einen Hund schon auf einige 100 m Distanz riechen und aggressiv reagieren.

Kraml´s Bären sind alle Profis, wie der Trainer selbst, schließlich war er schon als Berater bei ›Der Bär‹ von Jean-Jacques Annaud dabei. Und noch ein weiterer Petz bevölkerte die Location: Im einzig echten Bärenkostüm, das in Deutschland aufzutreiben ist und aus dem Fundus von Babelsberg stammt, steckte nur manchmal Hauptdarsteller Helmut Zierl. Die meiste Zeit trug es ein türkischer Kampfsportler, der über die nötige Kondition verfügte, in dem 20 kg schweren Kostüm über Stunden bärigen Schrittes voran zu tappen.

Michael Sombetzki, Herstellungsleiter: ›Schwierig war die finale Tanzszene zwischen dem Mann im echten Bärenkostüm und Bärin Mörchen. Wir hatten nicht einkalkuliert, dass der echte Bär auch noch nach 20 Jahren das Fell eines Artgenossen als solchen ›annimmt‹ und dann weder sehen noch riechen mag. Das Zusammentreffen machte Mörchen also gefährlich nervös. Da bleibt letztendlich nur die ›Trickkiste‹.

Vor ›Schmidt ist billiger‹ hatte Michael Sombetzki in Hannover mit der Kulturellen Filmförderung aus Mitteln des NDR in Niedersachsen die zweite Kurzfilmproduktion von Annette Ernst ›Die Aufschneider‹ in den Hauptrollen Frank Giering, Jochen Nickel, Kamera Frank Griebe (siehe Rundbrief 50), der jetzt in Hof seine Premiere hatte, abgedreht. Nun sah er sich gleich anschließend vom Großstadtappartement in die Heide versetzt. Die Ausstatterinnen Ulrike Glandorf und Sabine Schmidt, Maskenbildner Enrique Pohlhammer-Clarke und Kostümbildnerin Maren Lepping, bewährte Filmschaffende aus Niedersachsen, machten diesen spannenden Wechsel in die Natur gleich mit. Hier galt es nun statt einem Gangsterduo vor allem ›Bienen‹, Imker, Soldaten und natürlich Bären anzukleiden.

Das Drehen unter freiem norddeutschen Himmel ist mit einem großen Schlecht-Wetterrisiko verbunden, auch die tierischen Darsteller benötigen Geduld und Zeit, und dazu fanden die Dreharbeiten in der geschützten Heidelandschaft statt.

Diesbezüglich lief die Planung mit den zuständigen Behörden jedoch reibungslos, weiß Michael Sombetzki positiv zu vermerken: ›Die Gegend am Pferdekopf ist das einzige Gebiet, wo es echte Heide gibt und dennoch mit größerem Aufwand gedreht werden kann. Das Gebiet steht zwar unter Landschaftsschutz aber nicht unter Naturschutz, was die Bestimmungen weniger strikt gestaltet. Natürlich ist in dieser Ecke dann auch viel los und die Produktionen geben sich die Klinke in die Hand; einen Tag mussten wir unseren Parkplatz mit einer TV-Produktion teilen, die mit Inge Meysel drehte.‹

Eine ebenso tierische Aufgabe erwartet Michael Sombetzki und Produktionsassistentin Linda Matern gleich im Anschluss. Mit Regisseur Dieter Wedel entstehen drei TV-Spots. Hauptrolle jeweils Mario Adorf. Ein Drehort wird dann der Zirkus Krone sein, wo Mario Adorf mit bengalischen Königstigern ›spielt‹. Eine weitere Herausforderung der besonderen Art.

(Brigitte Krause)

›Schmidt ist billiger‹
Regie: Berndt List
Kamera: Sven Ulrich
Darsteller: Helmut Zierl, Petra-Maria Cammin, Björn Grundies, Matthias Breitenbach, Gerd Gerdes, Peter Matthies, Till Wiedemann, Reinhard Krökel, Verena Herkewitz und natürlich Mörchen und Gipsy
Ausstattung: Ulrike Glandorf und Sabine Schmidt
Maske:
Enrique Pohlhammer-Clarke
Kostüm: Maren Lepping
Schnitt: Ulla Höf
Herstellungsleitung:
Michael Sombetzki
Redaktion:
Bernd-Michael Fincke


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Osnabrück-Net Letzte Änderung: 12.11.1999