Neustrukturierung der Filmförderung in Niedersachsen

Voraussichtlich Ende Juli 1999 soll der Abschlußbericht der Projektgruppe ›Filmförderung in Niedersachsen‹ vorgelegt werden. Das Film &Medienbüro Niedersachsen hat auf zwei außerordentlichen Mitgliederversammlungen die nachfolgende Stellungnahme für die Projektgruppe erarbeitet.

PRÄAMBEL

Film war die Kunstform dieses Jahrhunderts; neue elektronische Medien werden eine Kunstform des nächsten Jahrhunderts sein. Ihre gesellschaftliche Bedeutung ist mindestens vergleichbar mit der traditioneller Künste wie beispielsweise Theater, Literatur und Musik. Es ist eine unverzichtbare Zukunftsaufgabe, die Förderung von Film und neuen elektronischen Medien auf die Stufe der Förderung der traditionellen Künste zu stellen.

Neben dem künstlerisch-kulturellen Aspekt erlangen Film und neue elektronische Medien in kulturwirtschaftlicher Hinsicht eine zunehmende volkswirtschaftliche Bedeutung. Nach einer Studie der europäischen Kommission wird der Umsatz der audiovisuellen Branche bis zum Jahr 2005 um etwa 70 % steigen. Zuwächse werden in der Schaffung von Arbeitsplätzen mit hohen Qualitätsansprüchen und wachsendem Weiterbildungsbedarf
prognostiziert, sowohl für die klassischen AV-Medien wie für die neuen elektronischen Medien.

1. Film- und Medienkultur

und Film- und Medienwirtschaft

Film- und Medienkultur und Film- und Medienwirtschaft sind für die zukünftige Entwicklung Deutschlands von grundsätzlicher Bedeutung.

Neben den traditionellen Verwertungsschienen im Kino und Fernsehen erschließen sich durch die zunehmende Diversifizierung (Spartenkanäle, Regionalisierung), neue technische Übertragungsmöglichkeiten (Digitalisierung) sowie durch Multimedia weitere Verwertungsmärkte, die gleichzeitig einen steigenden Bedarf an neuen Programmen und Programmformen hervorrufen.

Diese Entwicklung wird auch die Globalisierung des Medienmarktes intensivieren, der weitestgehend von den US-Majors in ökonomischer wie in kultureller Hinsicht gestaltet und dominiert wird.

Durch gezielte Fördermaßnahmen der Europäischen Union (MEDIA-Förderprogramme) in den Bereichen Aus- und Fortbildung, Entwicklung und Vertrieb wird die Konkurrenzfähigkeit der europäischen audiovisuellen Industrie, auch unter dem Gesichtspunkt des Erhalts und der Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, verbessert. Zahlreiche Maßnahmen innerhalb der EU-Förderprogramme betreffen die Entwicklung der Inhalte. Vor allem bei den neuen elektronischen Medien scheint hier die Schlüsselfrage für den wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg zu liegen.

In der föderal gegliederten Bundesrepublik Deutschland engagieren sich sowohl der Bund als auch die Bundesländer in differenzierten und vielfältigen Fördersystemen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der nationalen Filmkultur und Filmwirtschaft.

Vor allem Bundesländer fördern Film- und Medienaktivitäten mit sichtbarem Erfolg unter standortpolitischen Gesichtspunkten. Im Vordergrund stehen hier Maßnahmen, die der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen und der Verbesserung von Wettbewerbsbedingungen der heimischen Filmwirtschaft dienen. Dazu gehören insbesondere die Förderung der Stoff- und Projektentwicklung, der Filmproduktion, des Vertriebs, des Verleihs, der Kinos, der Aus- und Weiterbildung, Festivals, Foren und infrastruktureller Maßnahmen. Viele dieser Maßnahmen haben in der Regel auch eine kulturelle bzw. kulturvermittelnde Bedeutung.

Niedersachsen genießt vor allem bei künstlerisch ambitionierten Kurz-, Dokumentar-, Experimental- und Spielfilmen im In- und Ausland einen exzellenten Ruf. Dies wurde durch zahlreiche Preise in den letzten Jahren bestätigt. Eine Kulturförderung, die dieser Entwicklung Rechnung trägt, muß eindeutig in den Förderrichtlinien verankert sein.

Die beiden Filmförderungen in Niedersachsen tragen seit 1986 (Landesförderung) und 1995 (Filmförderung aus Mitteln des NDR) mit ihrer Förderpraxis zur Kulturvermittlung und zum Erhalt und Ausbau einer Filminfrastruktur bei. Durch Haushaltskürzungen der letzten Jahre ist der Fortbestand der kulturwirtschaftlichen Filminfrastruktur gefährdet. Die vorhandenen Mittel lassen derzeit eine Weiterentwicklung nicht zu und reichen bei weitem nicht dafür aus, daß das Land Niedersachsen eine aktive Rolle in der Konkurrenz mit anderen bundesdeutschen Medienstandorten übernehmen kann.

Ein Land wie Niedersachsen braucht eine funktionierende Medienwirtschaft, damit genügend Arbeitsplätze durch diese wachstumsprognostizierte und wachstumsfähige Branche erhalten und weiter ausgebaut werden können. Neben den klassischen AV-Medien wird vor allem der Multimediabereich, der durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten der Verbindung von Ton-, Bild- und Textmedien schafft, eine besondere Herausforderung sowohl an die Medienwirtschaft wie auch an das künstlerisch-kreative Potential stellen.

Im Multimediabereich haben sich bisher bundesweit noch keine neuen Standorte etabliert. Durch die Ausbildung an Fachhochschulen und Hochschulen in Niedersachsen, durch die CeBit und die EXPO sowie durch Aktivitäten von Ponton und des European Media Art Festival bestehen gute Voraussetzungen, um Multimedia hier stärker zu entwickeln. Dabei muß die vorhandene Produktionsstruktur sinnvoll eingebunden werden. Diese Chance sollte durch die Medienpolitik unterstützt werden.

Durch eine Neugestaltung der Filmförderung müssen attraktive Bedingungen für die Produktion von AV-Medien in Niedersachsen und deren Distribution geschaffen werden. Die bereits vorhandenen Potentiale der Medienwirtschaft und Medienkultur in Niedersachsen müssen weiterentwickelt und in eine zukunftsweisende Strategie künftiger Medienförderung eingebunden werden. Niedersachsen muß für Medienproduzenten ein attraktiver Standort werden.

Medien sind krisensicher!!!!!

2. Infrastruktur

In Niedersachsen sind überaus qualifizierte Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen und Hochschulen vorhanden. Niedersächsische Film- und Fernsehschaffende haben durch erfolgreiche und preiswürdige Produktionen bewiesen, daß sie über das notwendige kreative Know-how und entsprechende Produktionskapazitäten verfügen.

In den letzten Jahren haben die Filmförderungen des Landes in den Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Produktion, Distribution und Weiterbildung investiert. Das Film & Medienbüro wie auch das Kinobüro Niedersachsen erhalten Zuwendungen, um durch flankierende Maßnahmen (u. a. Location Guide, Medienhandbuch) infrastrukturell zu wirken und um Aufgaben in der Film- und Kinoförderung wahrzunehmen. Die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen unterstützt Autoren wirkungsvoll bei der qualitativen Optimierung ihrer Stoffe und ihrer Weiterqualifizierung. Für den Bereich der Kinder- und Jugendfilmarbeit wird die LAG Jugend und Film unterstützt. Ein Netz von konzeptionell unterschiedlich ausgeprägten Filmfestivals, (leider) wenigen kommunalen Kinos und sonstigen Spielstätten sorgt dafür, daß die Vielfalt des filmischen Schaffens sichtbar wird.

Mit Blick auf die Möglichkeiten, die sich durch die Nachnutzung des EXPO-Geländes für Niedersachsen und insbesondere für die Region Hannover ergeben, läßt sich eine optimierte Infrastruktur für den Ausbau und die Neuansiedlung von Film- und Fernsehproduktionen voraussetzen.

Zusammen mit der Vielgestaltigkeit seiner Regionen und Landschaften ist Niedersachsen damit in der deutschen Gesamtschau absolut konkurrenzfähig.

3. Standorte

Niedersächsische Kommunen sollen künftig stärker bei der Ansiedlung von Medienunternehmen unterstützt werden.

Die Region Hannover ist deutschland- und europaweit durch ihre zentrale geographische Lage, ihre optimalen verkehrstechnischen Anbindungen, die Weltmessen und die EXPO mit den Nachnutzungsmöglichkeiten gegenüber randständigen Standorten im Vorteil und deshalb prädestiniert für einen Ausbau der Medieninfrastruktur.

4. Förderziele

Im Vordergrund muß die Stärkung der kulturwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit niedersächsischer Film- und Fernsehproduzenten und ihrer künstlerischen Produktionen aber auch die Weiterentwicklung der kulturwirtschaftlichen Infrastruktur stehen.

Folgende Eckpunkte sind unabdingbar:

-Die niedersächsische Filmförderung muß unabhängig und autonom von Staat und TV-Anstalten arbeiten.

-Bei Förderentscheidungen sollen niedersächsische Produzenten sowie Produktionen, die überwiegend in Niedersachsen stattfinden, Vorrang haben.

-Der Bereich der kulturellen / künstlerischen Produktionsförderung muß innerhalb einer neuen Film- und Medienförderung besonders akzentuiert und finanziell abgesichert werden. Hierfür sind mindestens 4 Mio. DM jährlich erforderlich.

-Für den Bereich der Hochschulausbildung im Medienbereich wird ein Fördertopf für Hochschulabsolventen eingerichtet (Innovationsfonds), der den Absolventen ermöglicht, ihren Abschluß- wie auch Debutfilm in Niedersachsen zu realisieren. Dadurch wird verhindert, daß das hier ausgebildete kreative Potential zur Abwanderung in die Medienmetropolen gezwungen wird. (1 Mio. DM p. a.)

-Auswärtige Produzenten werden in dem Maße und der Höhe gefördert, wie sie Mittel in Niedersachsen ausgeben können. Dabei sollen niedersächsische Partner als Koproduzenten gewonnen werden.

-Niedersachsen muß sich - unter Aufhebung des jeweiligen Ländereffektes im Sinne des gegenseitigen Nehmens und Gebens - mit anderen Bundesländern gemeinsam an der Förderung größerer Filmproduktionen beteiligen können, da diese nur mit Unterstützung mehrerer Filmförderungen realisiert werden können.

-Niedersachsen muß sich aktiver um große Spielfilm- und Kino-Dokumentarfilmproduktionen bemühen, deren Realisierung nachhaltig und im Sinne einer arbeitsplatzfördernden Infrastruktur im Land Wirkung zeigt.

-Durch gezielte Investitionen und Maßnahmen (Existenzgründungs- und Existenzsicherungsprogramme, Risikokapital) muß die Wettbewerbsfähigkeit für niedersächsische Film- und Fernsehproduzenten verbessert werden.

-Die gesamte Filmförderung muß über eine Laufzeit von fünf Jahren mit festem Budget, auch im Sinne von Budgetierung und Übertragbarkeit der Mittel vertraglich abgesichert sein. Vor Ablauf der Vertragsfrist muß eine Bewertung (Evaluation) der Förderziele erfolgen.

-Im Bereich der Drehbuch- sowie Stoff- und Projektentwicklung (Incentive Funding), der Abspiel-, Verleih- und Vertriebsförderung, bei niedersächsischen Filmfestivals (Konzeptionsförderung) wie auch im Bereich der Medienwerkstätten und Medienhäuser muß eine vertraglich abgesicherte, kontinuierliche Förderung (Laufzeiten zwischen drei und fünf Jahren mit festgelegtem Budget, Budgetierung) ermöglicht werden.

-Die rasanten Weiterentwicklungen im AV-Medienbereich verlangen die ständige Weiterbildung der Medienschaffenden. Deshalb müssen die bestehenden Weiterbildungsangebote in Niedersachsen optimiert werden.

5. Verfahrensänderungen

-Bei der Filmförderung des Landes Niedersachsen müssen die Kosten in der Zuwendungsfähigkeit den Ausgaben gleichgesetzt werden, analog der Förderpraxis aller anderen Filmförderungen in Deutschland.
Wenn das innerhalb der Vorgaben der Landeshaushaltsordnung nicht realisierbar ist, muß nach Möglichkeiten gesucht werden, künftige Filmförderung jenseits der Vorgaben der Landeshaushaltsordnung zu betreiben.

-Wenn sich Rundfunkanstalten an der Filmförderung beteiligen, muß gewährleistet sein, daß der Rechteumfang an den Produktionen, den die Rundfunkanstalten erwerben wollen, erheblich reduziert wird. Nur so kann die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit und Innovationsfähigkeit unabhängiger Film- und Fernsehproduzenten erhalten werden.

-Die Besetzung der Gremien mit branchenerfahrenen Persönlichkeiten hat im Einvernehmen mit dem Film & mförderung einbringen. Dies hätte eine weitreichende Signalwirkung.

Flankierende Maßnahmen

Als Stützung der Fördermittel wären zusätzliche Fondsmittel sehr wünschenswert.

Darüber hinaus sollten die öffentlich-rechtlichen Sender (NDR und ZDF) aufgefordert werden, im Rahmen eines Stufenplans in den nächsten Jahren mehr Produktionsmittel nach Niedersachsen zu vergeben, um das Volumen für Auftragsproduktionen als auch für redaktionelle Verantwortung zu erhöhen.

Mit geeigneten medienpolitischen und medienwirtschaftlichen Maßnahmen sollte das Land Niedersachsen dazu beitragen, daß zukünftig auch mehr Produktionen privater Sender im Lande realisiert werden.

Bündelung der Kräfte und der Mittel

Um die niedersächsische Filmförderung zu stärken, sollten alle dafür zur Verfügung stehenden Mittel gebündelt werden und einer zu gründenden niedersächsischen Förderinstitution (Förder-GmbH) zum Zwecke der Filmförderung übertragen werden. Es sind Voraussetzungen zu schaffen, daß diese Förderinstitution staatsfern, branchennah und unbürokratisch agieren kann. Fördermittel sollten, aus Gründen der Verläßlichkeit und Transparenz, nach Förderbereichen quotiert werden. Entsprechend der Mittel soll auch das vorhandene Know-how der bisher an der Filmförderung beteiligten Institutionen und Verbände gebündelt werden.

7. Aufgabenbereiche der Filmförderung

Das Film & Medienbüro Niedersachsen hält es für dringend geboten, daß künftig eine Dachinstitution als offizieller Ansprechpartner für Filmförderung in Niedersachsen fungiert.

Durch die aufgesplitterten Zuständigkeiten im Bereich der Filmförderung in Niedersachsen ergeben sich sowohl auf der GHT=5 ALT="">-Weiterbildungen im AV-Bereich (Verschiedene)

-Verknüpfung und Vernetzung mit überregionalen Fördereinrichtungen (FMB/MWK)

-ständige Mitarbeit in den Gremien zur Optimierung der bundesdeutschen Konkurrenzfähigkeit des Films und der Medien im internationalen (europäischen) Vergleich (FMB/MWK)

-Vernetzung und Entwicklung mit anderen standortwirksamen Wirtschafts- und Innovationsmaßnahmen zur Stärkung der Regionen ( - )

-Vermittlung und Betreuung der Ausgebildeten (Studenten und Berufsanfänger) an Film- und TV-Produktionen (FMB z.T.)

-Jobbörse für Seiteneinsteiger (Filmgeschäftsführung, Aufnahmeleitung, Assistenten etc.) (FMB z.T.)

-Kontaktstelle für Fernsehredakteure und überregionale Produzenten (FMB z.T.)

-Kooperation mit TV-Anstalten und -Sendern (FMB z.T.)

-Akquirierung von Ko-Produktionen ( - )

Die Aufgabenliste ist mit den besonderen Belangen des Kinobereiches, deren fachliche Vertretung in der Zuständigkeit des Kinobüro Niedersachsen liegt, zu ergänzen.

8. Präsentation der niedersächsischen Medienkultur und Medienwirtschaft

(Medienforum Niedersachsen)

Es ist zu prüfen, inwieweit bisherige disparate Aktivitäten in Niedersachsen, die jeweils zum Ziel haben, die Leistungsfähigkeit niedersächsischer Medienproduktion und Mediendistribution zu kommunizieren, zusammenzuführen sind.

Beispielhaft seien hier fünf Aktivitäten erwähnt:

-Filmschau Niedersachsen (Organisation FMB)

-Verleihung der Kinoprogrammpreise (Organisation Kinobüro Niedersachsen)

-Verleihung des Niedersächsischen Hörfunkpreises (Organisation NLM)

-Medientage (Organisation NLI, Dezernat Medienpädagogik)

-Verleihung der Kunstpreise des Landes / Bereich Film, Neue Medien (MWK)

Zielsetzungen eines regelmäßig stattfindenden Medienforums Niedersachsen sollten sein, den Niedersächsischen Medienproduzenten und Mediendistributoren aus den Bereichen öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen, Film- und Fernsehproduktion, Kino, öffentlich-rechtlicher und privater Hörfunk, Nichtkommerzieller Lokalfunk, Offene Kanäle, Medienwerkstätten, Printmedien, Multimedia, Medienpädagogik sowie den Ausbildungsstätten eine Plattform zu bieten, um der Medienpolitik, dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit ihre kulturelle und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu demonstrieren aber auch gemeinsame und spartenspezifische Themen zu bearbeiten und das Medienland Niedersachsen weiter zu entwickeln.

›Die Filmkunst, von ihr ist selten die Rede in Deutschland. Hier hört man nur immer von der Filmindustrie. Der Unterschied ist, daß Industrien nur gegen sich selbst und ihre Geldgeber Pflichten haben. Die Kunst ist verantwortlich der Mit- und Nachwelt und steht noch ein für ihre fernsten Auswirkungen.‹ (Heinrich Mann, 1928)

Anlage: Aktivitäten des Film & Medienbüro Niedersachsen

Seit seiner Gründung im Jahr 1986 hat das Film & Medienbüro Niedersachsen (FMB) erhebliche Anstrengungen unternommen und wichtige Aufbauarbeit im Bereich der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit geleistet, um die Bedingungen für Film- und Medienproduktion im Land Niedersachsen zu verbessern. Aufgrund einer aktuellen Umfrage unter niedersächsischen Film- und Fernsehproduzenten wird die Arbeit des FMB überwiegend zwischen sehr gut und gut bewertet.

-Seit dreizehn Jahren publiziert das FMB den Rundbrief, der über aktuelle Filmprojekte, Förderentscheidungen, Festivals und Medienpolitik informiert und in einem breit gefächerten Serviceteil wichtige Informationen für die niedersächsischen Film- und Fernsehproduzenten und die Medienszene bereithält.

-Bereits in der dritten Ausgabe ist das Medienhandbuch Niedersachsen/Bremen erschienen, das Produzenten außerhalb Niedersachsens wie den heimischen Produzenten umfangreiche Hilfestellungen bei der Kontaktaufnahme bietet und hilft, niedersächsische Medien-Dienstleistungen bekannter zu machen.

-Mit dem Location Guide Drehort Niedersachsen in Buchform und als CD-ROM hat das FMB Neuland betreten. Der Location Guide zielt primär auf die Akquise von auswärtigen Film- und Fernsehproduktionen. Mit der aktuell erschienenen CD-ROM, die zahlreiche Verknüpfungsmöglichkeiten in das Internet anbietet, steht den Produzenten ein neuartiges Arbeitsmittel zur Verfügung, um ihre Film- und Fernsehproduktionen in Niedersachsen optimal vorbereiten zu können.

-Seit Ende 1996 ist das FMB online. Als erstes Filmbüro und vor vielen großen Förderungen und Institutionen hat das FMB die Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten des World Wide Web genutzt, um aktuell über die niedersächsische Medienlandschaft zu informieren. Zahlreiche Links zu anderen Internet-Adressen, zu Festivals und zu Filmfördereinrichtungen, erleichtern die Orientierung im Datendschungel. Im Mai 1999 wird der Location Guide Drehort Niedersachsen ins Netz gehen. Nach unseren Informationen ist dieses Internet-Angebot weltweit einmalig. Weitere online-Aktivitäten sind in Vorbereitung. Im August 1999 wird auch das Medienhandbuch Niedersachsen/ Bremen ´99 im Internet zu finden sein.

-Seit sechs Jahren richtet das FMB die Filmschau Niedersachsen in gewerblichen und nicht-gewerblichen Kinos an unterschiedlichen Orten des Flächenlandes Niedersachsen aus und bietet damit eine Plattform für die neuesten geförderten Produktionen im Land Niedersachsen. Sie ist das ›come together‹ der niedersächsischen Film- und Fernsehszene und zugleich die Leistungsschau der in Niedersachsen produzierten Filme. Ein deutsch-englischsprachiger Katalog faßt den jeweiligen Jahrgang zusammen. Die Filmschau dient auch der Standortbestimmung, Neuorientierung und Impulsgebung für künftige Filmprojekte, bietet aber auch den gastgebenden Kommunen Möglichkeiten, auf ihre Locations oder Dienstleistungsangebote aufmerksam zu machen.

-Seit 1992 ist das FMB auf dem European-Film-Market anläßlich der Internationalen Filmfestspiele in Berlin präsent. Es unterstützt heimische Film- und Fernsehproduzenten bei der Vermarktung ihrer neuesten Produktionen. Eine Ausweitung der Aktivitäten auf weitere Filmmärkte ist in Vorbereitung.

-Ebenfalls der Unterstützung von Verleih- und Vertriebsmaßnahmen der Produzenten dienen die Filmblätter (deutsch-englisch), die als Standardwerbeausstattung für die in Niedersachsen geförderten Filme hergestellt werden. Gleichzeitig weisen diese Filmblätter auf die Förderer hin.

-Seit 1997 richtet das FMB den gemeinsamen Empfang des Landes Niedersachsen und des NDR anläßlich der Internationalen Filmfestspiele in Berlin aus. Dieser Empfang gilt mittlerweile als einer der ›Highlights‹ der Filmfestspiele.

-Eine Broschüre über niedersächsische Filmfestivals, die vom FMB vor kurzem fertiggestellt wurde, soll vor allem gegenüber Sponsoren die kulturwirtschaftliche Bedeutung der heimischen Filmfestivals herausstellen.

-Im Einklang mit der Landesregierung und dem Auswärtigen Amt hat das FMB seit 1994 intensive Kontakte in den zentralasiatischen Raum aufgebaut. Durch den Austausch von Filmprogrammen aus Deutschland und Kirgisien, Kasachstan und Turkmenistan haben sich nicht nur Kontakte sondern auch konkrete Projekte ergeben.

-Das Büro Hannover des FMB ist seit Jahren tätig im Bereich der Beratung von Antragstellern und der Kontaktvermittlung zu heimischen Dienstleistern oder Produzenten und Sendeanstalten. Mitarbeiter des FMB sind durch Besuche auf den wichtigen nationalen und internationalen Festivals stets auf dem neuesten Stand der Produktionslevels und unterhalten auch regelmäßige Kontakte zu anderen Filmförderinstitutionen.

-Dem Büro Hannover obliegt die Geschäftsführung der Niedersächsischen Filmkommission, die über Anträge auf Filmproduktionsförderung, Stoff- und Projektentwicklung (inkl. Drehbuch) entscheidet. Die Filmkommission schlägt darüber hinaus dem Minister für Wissenschaft und Kultur Preisträger für den Niedersächischen Kunstpreis im Bereich Film, Video, Neue Medien vor und vergibt Stipendien für das Künstlerhaus Meinersen.

-Im Büro Hannover ist seit 1996 die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen angesiedelt, die ein breit gefächertes Betreuungs- und Beratungsangebot nicht nur für geförderte Autoren bereitstellt. Oberstes Ziel ist die Optimierung der Stoffe, um die Qualität der europäischen Filmproduktionen zu erhöhen.

-Über die Filmförderung der Stadt Hannover entscheiden ebenfalls Gremien des FMB. Im Jahr 1998 wurde dies Förderung bereits komplett über das FMB abgewickelt.

Die Aufgaben und Arbeitsbereiche des FMB sollten in die neuzugründende Filmförderinstitution integriert und um neue Aufgabenbereiche ergänzt werden.

Anlage: Filmfestivals in Niedersachsen

Die niedersächsischen Filmfestivals bieten mit ihren Programmalternativen zum kommerziellen Kino und mit ihrem Ereignischarakter ideale Rahmenbedingungen zur Präsentation von inhaltlich und ästhetisch anspruchsvollen Filmen. In ihrer jeweiligen Region stehen sie für die Vielfalt des filmkulturellen Angebots und leisten einen Beitrag zur Vermittlung von Medienkultur. Sie haben deshalb innerhalb der Kulturlandschaft einen hohen Stellenwert. Einige der Festivals sind auch europaweit und international von Bedeutung. Unabhängig von seiner Größe ist kein Festival mehr aus der Kulturlandschaft des Landes wegzudenken. 1998 zählten die Festivals rund 85.000 Besucher, die die unterschiedlichen Angebote nutzten.

Die Filmfestivals bieten neben internationalen Produktionen auch dem regionalen Film-Nachwuchs sowie den Arbeiten von Studenten der Hochschulen ein Forum. Darüber hinaus sind die Festivals ein Schaufenster der niedersächsisch geförderten Produktionen.

Die Etats der Filmfestivals setzen sich vorwiegend aus Zuschüssen des Landes, der Kommunen, Eintrittsgeldern und Sponsoring zusammen. Einige Festivals erhalten auch Zuwendungen der Europäischen Kommission. Nach einer Studie der Europäischen Koordination der Filmfestivals fließen ihre Ausgaben zu 65 % - 80 % direkt in die lokale Wirtschaft.

Zunehmende Probleme bereiten den Filmfestivals die knappen Kassen der öffentlichen Hand. Wenn schon Kürzungen bisher weitgehend vermieden wurden, so sind jedenfalls die Mittel seit (ca. 5) Jahren nicht mehr den Kostensteigerungen angeglichen worden.

Problematisch ist dies vor allem für die größeren Festivals, die sich ständig weiterentwickeln müssen, um sich europaweit behaupten zu können. Leider fehlen die Mittel für aufwendige Werbemaßnahmen oder für die erforderliche Untertitelung von Filmen. Eine langfristige Planungssicherheit ist nicht gegeben, obwohl sie - wie auch beispielsweise bei Theatern - für eine gute Arbeit zwingend notwendig ist.

Die geringe Filmproduktionsförderung in Niedersachsen hat auch Auswirkungen auf die Festivals, da deutsche und europäische Filmpremieren in der Regel dort uraufgeführt werden, wo sie auch gefördert wurden. Die Standortvorteile von München, Berlin, Köln oder Hamburg können hier kaum aufgewogen werden. Von den Zuschauern werden aber dennoch ›große‹ Premieren erwartet. Die Festivals plädieren deshalb für eine Erhöhung der Filmproduktionsfördermittel in Niedersachsen, damit zukünftig mehr attraktive Filme in Niedersachsen hergestellt werden können.

Die Niedersächsischen Festivals haben sich 1998 unter dem Dach des Film & Medienbüros Niedersachsen zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um Kooperationsmöglichkeiten bei der Organisation, der Öffentlichkeitsarbeit und des Sponsoring zu entwickeln und dadurch die Leistungsfähigkeit der Festivals zu unterstützen. Dieser Zusammenschluß hat auch zum Ziel, die niedersächsische Festivallandschaft zu stärken, weiterzuentwickeln und in der zukünftigen Filmförderstruktur abzusichern.

Anlage: Aufgaben der Film- und Medienwerkstätten/

Medienhäuser in Niedersachsen

Die Film- und Medienwerkstätten/ Medienhäuser in Niedersachsen sind sehr unterschiedlich und vielfältig in ihren Aufgaben und Tätigkeitsschwerpunkten.

Ihre Gesamtaufgabe besteht darin, durch die Bereitstellung von filmischer Infrastruktur die Grundlagen für Film- und Medienarbeit in Niedersachsen zu schaffen, abzusichern und zu verbessern.

-So gibt es die ›klassische‹ Medienwerkstatt wie die MedienWerkstatt Linden (MWL) in Hannover mit ihrem Schwerpunkt Weiterbildung für Filmschaffende und produktions-unterstützenden Angeboten. Filmprojekte werden personell und technisch unterstützt durch das VideoLabor (Aufnahmeequipment und BetacamSP-Studio) und durch die FilmWerkstatt (16mm/Super16) in fernseh- und kinotauglicher Qualität. Die MWL bietet Filmschaffenden Beratung und Mitarbeit bis zur Co-Produktion an und ist als Produzentin tätig. Besonders verbunden fühlt sich die MWL dem Dokumentarfilm und all seinen Spielarten. Darüber hinaus wird auch medienpädagogische Arbeit im Land Niedersachsen mit vielen Organisationen und Trägern geleistet.

-Das Medienhaus für Kunst & Kultur Hannover produziert, präsentiert und vertreibt internationale Video- und Medienkunst im In- und Ausland. Es arbeitet in Kooperation mit vielen international bekannten Festivalveranstaltern und Medienkunsteinrichtungen weltweit zusammen. Neben dem eigenen Veranstaltungsraum, in dem regelmäßig Filmprogramme, Musikveranstaltungen, Lesungen oder Ausstellungen stattfinden, existiert ein Studio für die digitale Postproduktion sowie ein weiteres für den mobilen Einsatz. Das Medienhaus präsentiert sich im Internet mit seinen Dienstleistungen, Aktivitäten und seinem Kunstprogramm.

-Die Filmwerkstatt sector 16 in Hannover ist eine Künstlervereinigung, deren Schwerpunkt beim experimentellen Film liegt. Aber nicht nur: Neben Seminaren über Filmtechnik und -ästhetik unterstützt sector 16 Künstler mit 16mm-Film- und Filmanimationstechnik und veranstaltet Filmreihen in Zusammenarbeit mit dem Kino im Sprengel.

-Das Medienhaus Osnabrück, ein Zusammenschluß verschiedener Medieninitiativen, betreibt eine Videowerkstatt, erstellt und unterstützt kulturelle Produktionen und Internetprojekte und veranstaltet Seminare.

-Das Film & Medienbüro Niedersachsen unterhält die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen, die durch vielfältige Angebote Autoren bei der Verbesserung und Durchsetzung ihrer Drehbücher und Dokumentarfilmprojekte unterstützt.

Die oben erwähnten Vereine werden zum Teil institutionell durch das Land gefördert, teilweise erhalten sie eine kontinuierliche Projektförderung bzw. investive Mittel. Diese Zuschüsse decken nur einen Teil des Haushalts der Vereine, die deshalb auf die Erwirtschaftung von Einnahmen oder zusätzliche Projektmittel angewiesen sind. Film- und Medienwerkstätten/Medienhäuser in Niedersachsen stellen in den unterschiedlichsten Bereichen eine Grundversorgung mit Geräten, Beratungs-, Bildungs- und Produktionsangeboten zur Verfügung.

-Nachwuchsförderung wird betrieben durch die Bereitstellung von Geräten und Infrastruktur, durch Know-how und personelle Unterstützung für Newcomer, Quereinsteiger, Hochschulabsolventen, Jungfilmer usw.

-Die Einrichtungen bieten sich mit ihrer Technik (von Profi-SVHS bis zu BetacamSP oder S-16) und ihrem Personal als verläßliche Partner für kulturelle Produktionen an.

-Sie führen Film- und Medienprojekte für und mit sozialen und kulturellen Einrichtungen durch.

-Sie bieten Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie Beratungen in allen Bereichen der Filmproduktion an, die teilweise auch von TeilnehmerInnen aus dem Ausland besucht werden.

-Sie initiieren und begleiten medienpädagogische Projekte und Forschungen.

-Sie sind engagierte, flexible und zugangsoffene kulturelle Non-Profit-Einrichtungen und bieten für den Nachwuchs das ›Sprungbrett‹ für Studium, Beschäftigung oder Existenzgründung.

Film- und Medienwerkstätten/Medienhäuser sind der Garant für einen Landesbezug der Niedersächsischen Filmförderung. Mit ihren vielfältigen Angeboten bilden sie in der Niedersächsischen Medienlandschaft einen wichtigen kulturellen und sozialen Gegenpol zur rein wirtschaftlich orientierten Medienindustrie. Sie bedürfen einer längerfristigen und kontinuierlichen institutionellen Beihilfe, insbesondere auch für Personalstellen sowie einer investiven Förderung. Zukünftig sollte die Möglichkeit, Drittmittel zu akquirieren, durch das Land besser unterstützt werden. Im Bereich der Weiterbildung ist ein besserer Austausch und eine intensivere Kooperation mit Hochschulen und anderen Ausbildungseinrichtungen anzustreben.