Film & Medienbuero Niedersachsen

· Rundbrief 46 ·
Festival-Rückblick


Filme und Preisträger beim Salechard-Festival

Viele der gezeigten Filme schienen mir immer noch nach dem erprobten Muster realisiert, durch hektische Schnitte, unverständlich eingesetzte ›euphorische Unterhaltungsmusik‹, wenig Originalton und lang anhaltende Kommentare eher einer alten sowjetischen Dokumentarfilmschule verhaftet bleiben zu wollen. Dies schien vor allen Filmen eigen, die nicht über die ethnischen Minderheiten des Nordens berichten, sondern im Süden oder der Mitte Rußlands spielen.

Die Beiträge über die ethnischen Minderheiten des Nordens, Jakuten, Ewenken, Chanten und Mansen und vor allem über die Nenzen, hoben sich ab von den übrigen, u.a. auch deshalb, weil sich ihre Autoren - wie Wjatscheslaw Semjonov (Jakutsk) oder Andrej Golovniev (Tobolsk) - schon länger mit ›ihrem‹ Thema in mehreren Filmen auseinandersetzen. Semjonov erarbeitete zuletzt mit seinem Film über eine 108jährige Schamanin ein kleines außergewöhnliches Portrait, das einen Einblick in den Lebensalltag einer Ewenkenfamilie gibt. Er erhielt dafür von der Jury ein Spezialdiplom.

Markku Lechmuskallio (Helsinki) erhielt mit seiner Coautorin Anastasia Lapsin für Opfer einen der drei gleichgewichteten Hauptpreise der Jury. Dieser finnisch-nenzische Film schildert mit ruhiger Kameraarbeit episodenhaft Natur und Menschen im Norden.

Auch wenn keiner außer dem Regisseur selbst redet, auch wenn die Bilder eigentlich mehr für sich sprechen müssen als vom gleich ›starken‹ Kommentar überlagert zu werden (und umgekehrt) ist Golovnievs The Way to the Temple doch zurecht mit einem der Hauptpreise ausgezeichnet worden. Golovniev erzählt hier im Rhythmus des Alltags der Nenzen, aber auch im Rhythmus der Jahreszeiten in der Tundra, der sich durch seine bisherigen Werke über die Jamal Nenzen zieht und hier sehr überzeugend weitergeführt wird.


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Osnabrück-Net Letzte Änderung: 25.09.98
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