Vorstands- und Geschäftsbericht 1996/97

Einleitung
Das zurückliegende Berichtsjahr vom 15.9.1996 bis 5.9. 1997 (Redaktionsschluß) war gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Aktivitäten, die nachfolgend ausführlicher dargestellt werden. Ein Schwerpunkt der Arbeit bildete die Filmförderung des NDR in Niedersachsen und hier vor allem die Verhandlungen über den Rechteerwerb. In diesem Zusammenhang hat das FMB mehrere Produzententreffen organisiert.

Die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen ist erfolgreich gestartet, die Weiterführung ist derzeit aber dennoch ungesichert.
Die Situation im Bereich der Filmförderung des Landes hat sich auf dem Niveau von 1996 eingependelt. Zusammen mit anderen Kulturverbänden startete das FMB Initiativen, damit mittelfristig wieder mehr Mittel für die Kulturförderung bereitgestellt werden.
Eine gemeinsame Landtagseingabe zahlreicher Kulturverbände im Land Niedersachsen hat das Ziel, die Planungssicherheit zu verbessern und die bestehende Benachteiligung der freien Kultur bei Einsparungen bzw. Kürzungen aufzuheben.


Mitglieder
Von September 1996 bis September 1997 sind 7 neue Mitglieder eingetreten. 4 Mitglieder erklärten ihren Austritt. Der Verein hat somit heute 176 Mitglieder.

Es fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 17.04.97 in Hannover statt. Die Mitglieder wurden durch fünf Mitglieder-Infos über aktuelle Ereignisse, Termine etc. informiert. Zusätzliche Informationen lieferte der RUNDBRIEF, der fünf mal erschien.


Finanzen
Im Haushaltsjahr 1996 lagen die Gesamteinnahmen bei ca. 700.000 DM.

Die institutionelle Förderung betrug 261.600 DM (Kürzung gegenüber 1995 28.400 DM). 1997 beträgt die IF 262.000 DM. Weitere Einzelheiten zu den Finanzen sind dem Kassenbericht zu entnehmen.


Mitarbeit in Gremien
Das FMB ist durch Mitarbeiter bzw. Mitglieder in folgenden Verbänden/Organisationen vertreten:

Niedersächsische Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk

Bundesvereinigung des deutschen Films (BUFI) und hierüber auch im Deutschen Kulturrat

Kinobüro Niedersachsen (Vorstand und Beirat)

Arbeitskreise »Kultur« und »Medien der Landtagsfraktion« Bündnis 90/Die Grünen

Arbeitsgemeinschaft der Kulturverbände Nds.


Förderung von Filmproduktionen und Stoff- und Projektentwicklungen aus Landesmitteln: DIE ERFOLGSSTORY
(ohne Garantie auf Vollständigkeit)

Auf den Maritimen Filmtagen in Wilhelmshaven 1996 hatte DER BUTT UND DAS MEER von Rolf Blank und Veronique Friedmann seine Premiere. Als weitere Filme aus Niedersachsen waren dort u.a. zu sehen: CLOCKS von Kirsten Winter, TOSSING PIES von Gerd Gockell, DROBEN von Christoph Bartolosch und DIE ARBEITSPAUSE von Robert Gücker.

Fünf Filme aus der Filmförderung des Landes Niedersachsen waren auf dem 10. filmfest Braunschweig vertreten: DIE MUTTER DES KILLERS von Volker Einrauch, AIDS UNGLEICH TOD von Constantin Rüttinger und Thees Klahn, DIE REISE AUF DEN MEERESGRUND von Judith Fischeder, AIDE MEMOIRE von Michael Brynntrup und MÖHRENGEMÜSE von Nicole Mosleh.

FREMDSEIN IN DEUTSCHLAND wurde im November 1996 im Haus der Geschichte in Bonn präsentiert. Zu dem Film ist mittlerweile ein Begleitbuch erschienen. Durch englisch und französisch untertitelte Versionen ist der Film auch international einsetzbar.

Auf der Duisburger Filmwoche liefen DER HAUPTMANN VON MUFFRIKA von Paul Meyer und Rudolf Kersting ebenso wie DER TRANSPORT von Roswitha und Gerhard Ziegler. Im November 1996 wurde FRITZ LEBT von Elke Baur auf 3 Sat ausgestrahlt. Die schwarze Filmkomödie DIE MUTTER DES KILLERS - ausgezeichnet mit dem Förderpreis für den besten deutschen Nachwuchsfilm 1996 beim Filmfest München - von der Josefine Filmproduktion (Buch: Lothar Kurzawa, Regie: Volker Einrauch mit Peter Lohmeyer, Dieter Landuris, Andrea Sawatzki, Karin Friesicke u.v.a.). lief im Januar 1996 als Eröffnungsfilm der INVENTUR 4 (Werkschau geförderter Filme aus Niedersachsen) in Papenburg und am selben Abend in Emden. Ende Januar startete der Filmverleih MFA nach einer gut ausgeklügelten Werbekampagne den Film bundesweit. Während der Berlinale 1997 war er in der Deutschen Reihe zu sehen. Bis Ende April 1997 sahen ihn immerhin 40.000 Zuschauer im Kino.

Auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 1997 war im Wettbewerb HOTEL MORGANA von Martin Hansen und DAILY CHICKEN von Lily Grote (Drehbuchförderung Niedersachsen) vertreten. In der Reihe Saarbrücker Premieren lief DIE MUTTER DES KILLERS.

Die Tage des unabhängigen Films in Osnabrück veranstalteten im Januar 1997 eine Werkschau mit Filmen von Lars Becker. In der Reihe liefen u.a. die vom Land Niedersachsen geförderten Filme SCHATTENBOXER und BUNTE HUNDE.

Auf den siebten Nordstadt Filmtagen waren neben zahlreichen Filmen von Mitgliedern des FMB folgende Filme aus der Niedersächsichen Filmförderung vertreten: BREAD von Deborah Phillips und CLOCKS von Kirsten Winter.

Neben MUTTER DES KILLERS lief der LOVERFILM von Michael Brynntrup im offiziellen Programm der Berlinale 1997.

Der niedersächsisch geförderte Kurzfilm ZWEI TAGE GRAU von Harry Flöter und Jörg Siepmann erhielt den Friedrich-Wilhelm-Murnau- Kurzfilmpreis 1996.

In den verschiedenen Programmsparten der 43. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen liefen sechs Filme aus Niedersachsen. Im deutschen Wettbewerb vertreten waren Carsten Aschmann mit »S« und Christoph Girardet mit RELEASE. In weiteren Programmen liefen LUZIE TAUCHT UNTER von Alexandra Schatz, LOVERFILM von Michael Brynntrup und SEESAW von Volker Schreiner. CLOCKS von Kirsten Winter läuft in einem europäischen Kurzfilmprogramm mit dem Titel »Europa in Kürze«.

Im Mai 1997 hatte der programmfüllende Kinodokumentarfilm FÜRCHTET EUCH NICHT von Fritz Poppenberg und Stefanie Krug vor ausverkauftem Haus seine Niedersachsenpremiere in Hannover.

Auf dem European Media Art Festival 1997 in Osnabrück waren aus der Filmförderung des Landes Niedersachsen vertreten: Michael Brynntrup mit LOVERFILM, Angela Hanke-Wahls mit LUCID DREAMING und Klaus Telscher mit LA REPRISE.

Kirsten Winter stellte ihren zweiten eigenen Film SMASH fertig, für den sie ebenfalls, wie für CLOCKS das Prädikat »besonders wertvoll« erhielt. SMASH läuft auf dem World Film Festival in Montreal und wahrscheinlich auch noch in Chikago.

Michael Brynntrup war mit seinem LOVERFILM ebenso in Locarno vertreten, wie Filmkommissionsmitglied Matthias Müller mit PENSAO GLOBO, für den er eine lobende Erwähnung der Jury in der Sektion »Leoparden von Morgen« erhielt.

Ende Juli hatte DAILY CHICKEN von Lily Grote Kinopremiere in Hamburg. Die Drehbuchherstellung wurde aus der Filmförderung des Landes Niedersachsen gefördert, die Produktion aus der FilmFörderung Hamburg.

KATHARINA & WITT FICTION UND REALITY, der programmfüllende Animationsfilm von Mariola Brillowska und Charles Kissing tourt von einem Festival zum andern (GUS, Korea, Deutschland, Schweiz, ...).

In den letzten Zügen liegt die Fertigstellung des Dokumentarvideos ZERRISSEN von Uwe Gooß. Ein deutscher Fernsehsender hat bereits großes Interesse an der Ausstrahlung bekundet.

Gefährlich soll es in Nord-Irland zugegangen sein. Beim letzten Dreh zu Hans Erich Viet's Dokumentarfilm DIE ROTE HAND VON ULSTER soll auf die Kameralampe geschossen worden sein.

Alles nach Plan läuft bei VOM TRÖSTEN UND DURCHHALTEN von Ulrike Franke und Michael Loeken, die sich auf die Spuren der Schlagersängerin Renate Kern begeben haben, die vor einigen Jahren Selbstmord beging. Drehorte lagen unter anderem in Hoyerswege, Wildeshausen und Hannover. Der programmfüllende Kinodokumentarfilm soll Ende des Jahre fertiggestellt sein.

Bleibt positiv nachzutragen, daß im ersten Halbjahr 1997 alle von der Niedersächsischen Filmkommission neu empfohlenen Projekte bereits von der LTS einen Bewilligungsbescheid in der empfohlenen Höhe erhalten haben, wie auch zwei »Altprojekte« aus dem Jahr 1996.

Sorgen und Nöte

Die Niedersächsische Filmkommission hat im Jahr 1997 zweimal getagt: im Januar hat sie Förderempfehlungen zu Filmprojekten und Stoff- und Projektentwicklungen ausgesprochen, im Juli Empfehlungen zum Niedersächsischen Kunstpreis und zu Förderpreisen ausgesprochen.

Die größten Sorgen und Nöte liegen aktuell im Bereich der zu geringen Mittel. Nach wie vor liegt das jährliche Budget bei etwa 670 TDM. Vor drei Jahren konnte die Niedersächsische Filmkommission noch über einen doppelt so hohen Etat verfügen. Ob wieder Steigerungen möglich sind ist ebenso ungewiß wie das Budget für 1998.


Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen
Die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen des FMB besteht als feste Einrichtung seit 1996; finanziert aus Mitteln der Filmförderung des NDR in Niedersachsen. Im August 1996 hat der Autor und Produzent Michael Küspert die Leitung übernommen.

Offeriert wird eine ständige, persönliche und individuelle dramaturgische Beratung für Autoren/Regisseure bereits vor der Antragstellung für Drehbuch- oder Stoff-/Projektentwicklungs-Förderung. Darüber hinaus gibt es Hilfe bei den Anträgen, bei Problemen bei der Weiterentwicklung der jeweiligen Projekte und Stoffe, mit der Förderabwicklung oder bei urheberrechtlichen Fragen und die Vermittlung von Kontakten.

Von Anfang an ist die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen mehrgleisig orientiert: Neben Spiel- und Fernsehfilmen sind auch Dokumentarfilme, Videoinstallationen und Multimedia-Projekte in das Programm eingebunden.

Die Workshop-Angebote gelten primär für Autoren und Filmemacher, die durch die Filmförderprogramme des Landes und des NDR in Niedersachsen gefördert werden. 1997 gab es darüber hinaus auch eine Kooperation mit der MSH in Schleswig-Holstein, so daß auch dort geförderte Autoren/Regisseure an den »script & developing workshops« teilnehmen können.

Die folgenden Angebote sind bisher entwickelt:

»Script & project developing workshops«. In zwei Gruppen (Spielfilm/Dokumentarfilm) entwickeln Autoren und Regisseure unter Anleitung renommierter Mentoren ihre konkreten Stoffe und Projekte (bis zur Drehreife) weiter und optimieren sie. In intensiver Auseinandersetzung werden die Projekte und Stoffe einer dramaturgischen wie redaktionellen, theoretischen wie praktischen Kritik unterzogen. Diese Workshop-Reihe läuft seit März 1997 und wird mit insgesamt vier drei- bis fünftägigen Sessions bis in den September dauern. Über den abgeschlossenen Jahrgang 1996 dieser Workshops ist eine Broschüre erhältlich; für 1997 ist ebenfalls eine in Planung.

»Script consulting / script doctoring« für Autoren mit Problemen bei der Weiterentwicklung ihres Drehbuches bzw. Projektes nach Herstellung der ersten Arbeitsfassung. Hier sind 1997 eine ganze Reihe der in den vorangegangenen Jahren in Niedersachsen unterstützten Drehbücher und Projektentwicklungen ausführlich analysiert worden.

»Piching-Training« (nach dem NLP-Modell) für Autoren und Regisseure als Hilfestellung für eine optimale Präsentation ihrer Stoffe/Projekte bei Redakteuren oder Produzenten.

Eine »script & project börse«, in Kooperation mit anderen Förderinstitutionen geplant, wird Kontakte zwischen Autoren/Regisseuren und Produzenten/Redakteuren vermitteln.

Derzeit ist allerdings über die Höhe der Weiterförderung der Drehbuch-Werkstatt noch nicht entschieden.


Inventur 4 - Filmschau Niedersachsen
Die Inventur 4 präsentierte vom 17.-19. Januar 1997 neun mit Hilfe der kulturellen Filmförderung des Landes Niedersachsen und 17 mit Hilfe der Filmförderung des NDR in Niedersachsen hergestellte Filme aus den Jahren 1995/96. Ein Film ist von beiden Förderungen unterstützt worden. Zu 20 Filmen beider Förderungen waren die produzenten, Regisseure und Regisseurinnen, Kameraleute, Mitwirkende oder Schauspieler und Schauspielerinnen nach Papenburg gekommen.

Darüber hinaus waren Redakteure/Redakteurinnen und weitere Produzenten anwesend, die im Rahmen der niedersächsischen Förderungen Filmprojekte realisieren wollen. Weiterhin nahmen alle Mitglieder der Niedersächsischen Filmkommission teil und präsentierten eigene Kurzfilme.

Die sonntägliche Diskussionsveranstaltung hatte den Stand der Debatte in bezug auf die Rechtefrage der Filmförderung des NDR in Niedersachsen zum Thema. Maximilian Merten (NDR), Jochen Coldewey (Ministerium), Henning Kunze (FMB Projektförderung) und viele niedersächsische Produzenten beteiligten sich an der Diskussion, die von Karl Maier (FMB) moderiert wurde.

Eine kleine Auswahl des Programms lief - ebenfalls im Beisein der Regisseure und Regisseurinnen - in Emden im VHS-Forum. Im Anschluß an die Inventur traf sich die Niedersächsische Filmkommission zu ihrer ersten Sitzung 1997 in Papenburg.

Seitens der Stadt Papenburg wurde viel getan, um die Filmschau Niedersachsen zu ermöglichen. Gleiches Lob gebührt den Besitzern der Ems Center Kinos (Helmut und Thea Muckli) und ihren Mitarbeitern.

Die Berichterstattung in der lokalen Presse zeigte einige Lücken, was einer der Gründe dafür ist, daß der Publikumsbesuch nicht bei jeder Veranstaltung den Erwartungen entsprach.

Dagegen hat die Teilnahme der professionellen Besucher unsere Erwartungen übertroffen: akkreditiert waren 80 Teilnehmer - eine Verdoppelung der Anzahl der angereisten Gäste gegenüber der letzten Inventur 1996 in Göttingen.

Zur Inventur 4 ist ein Katalog erschienen.

Für Januar 1998 (16.-18.01.) ist die Inventur 5 in Wolfenbüttel geplant.


Drehort Niedersachsen
Derzeit wird als notwendige Ergänzung zum Medienhandbuch Nds./Bremen ein Location-Guide Niedersachsen vorbereitet, der durch ausführliche Beschreibung von interessanten Drehorten dazu beitragen soll, daß mehr Filmproduktionen in Niedersachsen realisiert werden. Dies könnte sich auch positiv auf die Beschäftigungslage niedersächsischer Medienschaffender auswirken. Der Location-Guide soll im Rahmen der Berlinale im Februar 1998 als Buch und CD-ROM der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Unterstützt wird dieses Projekt durch die NDR-Filmförderung.

Regionalbüros
Regionalbüro Hannover - Zwischenbericht 1997

In der Medienszene der Landeshauptstadt gab es keine nennenswerten Veränderungen im ersten Halbjahr 1997, auch keine neuen Impulse. Einige Gruppen konnten sich konsolidieren, einige mußten abspecken, reelle Substanzgefährdungen sind momentan zum Glück nicht abzusehen.

Die Zahl der Mitgliedertreffen des Regionalbüros hat sich von 6 auf 4 im Jahr verringert. Zum einen wegen der geringen Resonanz der Mitglieder auf diese Treffen, zum anderen, weil Volker Siebel wegen einer Vollzeittätigkeit seine Arbeit für das Regionalbüro einschränken mußte.

Im Haushaltsjahr stehen 1997 34.000 DM an städtischen Projektfördermitteln zur Verfügung (wie bereits 1996), davon wurden 60 % in der ersten Vergaberunde im April durch das Gremium des Regionalbüros zur Förderung von Projekten empfohlen (siehe Rundbrief).

Die investiven Mittel (6.000 DM) wurden durch Anträge (Überhang) aus 1996 ausgeschöpft. Die zweite Gremiumssitzung zur Projektmittelvergabe findet Anfang Oktober statt. (Volker Siebel)


Neues Büro in Hannover
Seit Oktober 1996 hat das Film & Medienbüro Niedersachsen neue Büroräume in Hannover bezogen.

Nachdem die Bürosituation in räumlicher Hinsicht in der Charlottenstraße mehr als beengt wurde (12 qm für bis zu vier Personen), fanden wir ein preisgünstiges aber zentral gelegenes Büro in der Gerberstraße 16.

Neben zwei Büroarbeitsräumen, WC und Küche, steht auch ein Sitzungsraum zur Verfügung.

Das neue Büro beherbergt die Drehbuch-Werkstatt Niedersachsen, das Regionalbüro Hannover und die Projektförderung.

Osnabrück, 05.09.1997
Martina Fuchs, Jörg Witte (für den Vorstand), Karl Maier, Henning Kunze, Michael Küspert (Mitarbeiter).

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