Nachruf

Angela Hanke-Wahls - Nachruf auf eine Künstler-Kollegin
von Birgit Hein

   
Der plötzliche Tod von Angela Hanke-Wahls hat mich sehr getroffen, denn ich habe sie als Künstlerin und als Persönlichkeit gleichermaßen sehr hoch geschätzt.
Schon während ihres Studiums in der Filmklasse an der HBK Braunschweig, das sie 1991 begann und 1998 als Meisterschülerin von Prof. Gerhard Büttenbender abschloss, war unser Verhältnis das von befreundeten Künstler-Kolleginnen. In dieser Zeit arbeitete Angela Hanke-Wahls gleichzeitig als Kunsterzieherin.
In ihren Filmen hat sie Ansätze der Malerei in bewegten Bildern aufgenommen und weitergeführt. Dabei entwickelte sie einen eigenen poetischen Stil in komplexen Verwebungen und wechselnden Überlagerungen dieser Bilder. Es ging ihr darum, Traum und Wirklichkeit als untrennbaren Erlebniszustand darzustellen.


 

LUCID DREAMING (1997)

Auf meisterhafte und tief berührende Weise hat sie dieses Anliegen für mich in ihrem Film ›Lucid Dreaming‹ 1997 verwirklicht. In diesem Film verarbeitete sie Krankheit und Tod einer engen Freundin.
Sie schreibt dazu: ›Aus den Traum- und Tagesrestprotokollen einer schwer erkrankten Person habe ich Wort- und Bildfolgen entwickelt, die Hinweise auf ihren physischen und psychischen Zustand geben, aber auch eine Vermischung mit meiner eigenen Traumwelt zur Folge haben. Der Versuch, die Träume zu kontrollieren, erlebte Realität zu manipulieren und verschiedene Bewusstseinsebenen ineinander greifen zu lassen (Praktiken, die beim luziden Träumen ihre Anwendung finden), führte zu Bildströmen, in denen sich die Ambivalenz der Gefühlswelt einer Eingeschlossenen niederschlägt.‹

Natürlich habe nicht nur ich ihre Arbeit sehr hoch eingeschätzt. 1994 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Buxtehude für Kunst und Neue Medien und das Niedersächsische Förderstipendium für Film-Videokunst. 1992 und 1996 war sie im Auswahlprogramm des Marler Videokunstpreises sowie 1996 und 1997 im Auswahlprogramm ›Die 50 Besten‹ des internationalenVideokunstpreises am ZKM in Karlsruhe vertreten. Ihre Filme liefen auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals und Ausstellungen.1998/99 erhielt sie eines der begehrten DAAD Reisestipendien für die USA.
Mit ihrem filmischen Werk, das sie in 14 Jahren geschaffen hat, wird sie uns allen unvergesslich bleiben.
Birgit Hein


Wichtigste Filmtitel:
upstairs (1990)
Ich war dabei (1991)
rapid eyes (1992)
strata (1995)
Für die Vögel (1996)
Lucid Dreaming (1997)
Dont go back to sleep (2000)
In my Slipstream (2001)
DeathValley (2003)

Angela Hanke-Wahls wurde 1944 in Kösslin geboren. Sie studierte Kunstgeschichte, Psychologie und Freie Kunst in Hamburg und Braunschweig. Von 1991 bis 1998 studierte sie Film und Video bei Prof. Gerhard Büttenbender und Prof. Birgit Hein an der HBK Braunschweig. Sie starb im April 2004.


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