Finanzamt contra Naturfilmer

Will Finanzamt Filmproduzent ›versenken‹?

   
Seit Jahren tobt ein ›Bootskrieg‹ zwischen dem Finanzamt Cuxhaven und dem Otterndorfer Filmproduzenten Burkhard Lenniger. Ganze sechs Aktenordner dokumentieren, wie ein Tier- und Naturfilmer, der Filme über seltene Vögel und Wassertiere dreht, selbst auf der ›roten Liste‹ landet.
Der Streit mit dem Finanzamt Cuxhaven gefährdet die Existenz des Unternehmens ›cvp video-, film- und fernsehproduktion‹ und könnte Lennigers wirtschaftliches Ende bedeuten, denn das Finanzamt weigert sich, den 1993 von Lenniger gekauften Kutter ›AFK Pirol‹ zu 100 Prozent als Betriebsmittel anzuerkennen. Denn ›eine erhebliche private Mitbenutzung ist im Hinblick auf den Freizeitgegenstand und Mitnahme der Ehefrau nicht ausgeschlossen‹, so die Beamten in einem der vielen Schreiben. Und weiter: ›Die vom Steuerpflichtigen behauptete ausschließliche bzw. auch eine überwiegende betriebliche Nutzung konnte aufgrund der mangelnden Aufzeichnungen weder nachgewiesen noch glaubhaft gemacht werden.‹

Preise für Tierfilme
Mit dem Streitobjekt, der AFK Pirol, fahren die Lennigers seit Jahren auf die ›Wasserpirsch‹. Der Kutter dient ihnen dabei als ›Ansitz‹ und als ›schwimmendes Studio‹. Um Aufnahmen von sehr menschenscheuen Tieren machen zu können, muss man sich in der Regel viele Stunden ›auf die Lauer‹ legen, was im Wattenmeer oder vor den Inseln ohne ein entsprechendes Schiff nicht möglich ist. Die über 30 nationalen und internationalen Preise, mit denen das Ehepaar Lenniger bereits ausgezeichnet wurde, müssten eigentlich auch dem Finanzamt Cuxhaven genügen, seine Auffassung zu revidieren, aber hier soll offensichtlich ein Steuerbürger um seine Existenz gebracht werden. Die Steuernachforderung beläuft sich auf 60.000 Euro die das Finanzamt Cuxhaven durch massive Zwangsmassnahmen eintreiben will.
Inzwischen erfährt Burkhard Lenniger breite Unterstützung durch Medien und auch aus der Politik. Der WDR berichtete am 16.08.2004 in der Sendung ›Markt‹, die Zeitungen der Region widmen dem Fall große Aufmerksamkeit und auch die taz hat schon vor Wochen auf ›Steuerpossen und Amtsdramen‹ hingewiesen:

Tiere sind keine Schauspieler
›Seine Filme heißen ›Lebensader Rhein‹ oder ›Begegnungen mit den Brandgänsen‹, viele Preise hat seine CVP Video-Film und Fernsehproduktion mit ihren Lehr- und Doku-Streifen eingeheimst und mehrfach das Prädikat ›wertvoll‹ erhalten. Das Helgoländer Institut für Vogelforschung adelte den 49-Jährigen sogar damit, er habe sich ›in der Ornithologie durch seine hervorragenden Aufnahmen von Wasservögeln einen Namen‹ gemacht. Dem Finanzamt ist das egal.
›Um den Lebenszyklus des Haubentauchers zu filmen, braucht man fünf Jahre‹, erklärt Lenninger. ›Ich kann die Tiere ja nicht wie ein Regisseur am Set hin- und herlaufen lassen.‹ Mit einer Kamera mit 1.000 Millimeter Brennweite hat er sich so auf die Lauer gelegt. ›Wenn die Flut ins Watt kommt, muss man schwimmen können‹, sagt Lenninger. Deshalb die ›Pirol‹. Das Amt behauptet indes felsenfest, es fehlten ein Logbuch oder Quittungen für Liegegebühren. Die vorgelegten Bilder, die die Arbeit des Dokumentarfilmens dokumentieren sollten, seien nur ›Alibi-Fotos‹. Ergo: ›Eine ausschließliche betriebliche Nutzung und Veranlassung ist unglaubhaft.‹
›Aus fachlicher Sicht‹ sei doch sonnenklar, dass die ›Pirol‹ als ›fahrendes Aufnahmestudio, Arbeitsplatz bzw. Arbeitsmittel‹ für einen Tierfilmer unerlässlich sei, schrieb die Filmbewertungsstelle in Wiesbaden. Dem Finanzamt Cuxhaven fehle wohl ›die fachliche Qualifikation‹ zur Beurteilung der Lage, die ›Ausführungen‹ seien ›anmaßend und sachfremd‹. (taz vom 21.07. 2004)
 

Das Streitobjekt, die AFK Pirol.



Aufnahme mit Seltensheitswert: Paarung von Haubentauchern.



Burkhard Lenniger in seinem schwimmenden Studio.
Fotos: cvp

Anzeige wegen Rechtsbeugung?
Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Hans-Jürgen Klein war nicht der einzige Besucher, der sich im Studio in Otterndorf einen Einblick in die jahrelange Filmarbeit der Lennigers verschafft hat. Er war so beeindruckt, dass er sich per Brief an den niedersächsischen Finanzminister Hartmut Möllring wandte und ihm vorschlug, die ›Steuersache Lenniger‹ durch ein anderes Finanzamt bearbeiten zu lassen. Er habe die Unterlagen eingesehen, die laut Finanzamt nicht vorhanden seien und Lenniger habe ihm versichert, dass diese Aufzeichnungen auch den Betriebsprüfern zugänglich waren. MdL Klein hat den Eindruck gewonnen, ›dass es sich im Fall von Herrn Lenniger nicht um den schnell unterstellten Querulanten handelt, sondern dass die Auseinandersetzung durchaus eine rechtsstaatliche Dimension hat‹. Hier sei eine ›solide wirtschaftliche Grundlage gefährdet.‹ Eine Anzeige gegen die beteiligten Beamten wegen Rechtsbeugung könne doch nicht die Lösung sein.
Der Finanzminister versprach, sich mit dem Fall zu befassen.
Burkhard Lenniger hat für seine cvp video- film- & fernsehproduktion nach eigenen Angaben keinerlei staatliche Subventionen erhalten. Er kann nicht verstehen, dass man ihn wirtschaftlich ruinieren will. Er möchte weiter arbeiten und verlangt Steuergerechtigkeit, um auch zukünftig Steuern bezahlen zu können.
Im Internet sind unter www.naturetv.de umfangreiche Infos zur cvp video- film- & fernsehproduktion zu finden.

kam

Zurück zurück zur letzten Seite