Auszug aus dem Wahlprogramm von Bündnis 90 / Die Grünen zur Landtagswahl in Niedersachsen am 02.02.2003

Erwachsenenbildung und Kultur(wirtschaft)

   
Angesichts des immer schnelleren Wandels unserer Gesellschaft steigt auch die Bedeutung der Erwachsenen- und Weiterbildung. Wenn das allseits geforderte lebenslange Lernen nicht nur eine Floskel sein soll, müssen die Träger der Erwachsenenbildung finanziell abgesichert werden; dies gilt auch für die Tätigkeit der DozentInnen. Aufgabe dieser Einrichtungen ist es aber auch, soziale Kontakte und das Verständnis für andere Kulturen zu fördern. Im Rahmen des Bildungsurlaubs wollen wir deshalb Angebote in den EU-Beitrittsländern ermöglichen.

Die Kulturpolitik, insbesondere die freie Kulturarbeit, darf nicht länger das Sparschwein des Finanzministers sein. Vergleichsweise homöopathische Etatansätze etwa in der Denkmalpflege, der Theater- oder Musikförderung wurden in den letzten Jahren zusammengestrichen, nur weil sie im Unterschied zu staatlichen Einrichtungen nicht durch langfristige Verträge abgesichert waren. Wir wollen uns diese Förderung, auch der Literatur, des Films oder der Soziokultur, weiterhin leisten und das dafür erforderliche Geld an anderer Stelle des Haushalts erwirtschaften.

Aufgrund der enormen Nachfrage und der hohen Qualität der BewerberInnen ist die Zahl der Aufenthaltsstipendien für die niedersächsischen Künstlerstätten Schreyhahn, Schloss Bleckede, Stuhr und Worpswede deutlich zu erhöhen. Um den Kulturtourismus zu befördern, muss die Vernetzung nicht-staatlicher Museen unterstützt werden, wird doch auf diese Weise ein größerer Kreis von BesucherInnen angesprochen. Auch sind Investitionen und Neuerwerbungen dieser Einrichtungen weiterhin zu fördern.

Auch die staatlichen Kulturinstitutionen haben in den letzten Jahren unter Etatkürzungen und Haushaltssperren gelitten. Will man die hohe Qualität dieser Einrichtungen absichern, verbieten sich hier weitere Einsparungen. Festivals wie Theaterformen oder Autorentheatertage müssen auch weiterhin ihren Platz im niedersächsischen Kulturkalender haben. Der fälschlicherweise als ”Kulturvertrag” bezeichnete Finanztransfer zwischen Land und Landeshauptstadt ist durch einen echten Hauptstadtvertrag zu ersetzen, der quotale Landeszuschuss für die Staatstheater Oldenburg und Braunschweig an das Niveau Hannovers anzugleichen.


BIP durch Pop

Wirtschaftsförderung in Niedersachsen muss sich stärker auf mittelständische Innovationen konzentrieren. Zusätzliche Arbeitsplätze lassen sich vor allem in der Umwelt- und Kulturwirtschaft schaffen. Als besonders innovativ hat sich in den letzten Jahren die Rock- und Popindustrie erwiesen. Ob Fury in the Slaughterhouse, Mousse T. oder Timo Maas – sie alle stammen aus Niedersachsen. Produktionsfirmen und Medienbetriebe erwirtschaften einen stetig wachsenden Umsatz, werden von den Schlipsträgern traditioneller Wirtschaftsförderung bisher aber kaum wahrgenommen. Dies wollen wir ändern und mit Indie-Labels vor allem auch jungen KünstlerInnen eine Chance bieten, in Niedersachsen zu produzieren. PartnerInnen sehen wir dabei in der Musikindustrie, der sich ausweitenden Club-Szene und bei KonzertveranstalterInnen.

Die auf Anregung der Grünen geplante Rock- und Popakademie auf dem ehemaligen Expo-Gelände ist in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Hannover als Modellvorhaben zu entwickeln. Mit den vorgeschlagenen Studiengängen ”Bachelor Professional Music” mit den Schwerpunkten Songwriting, Producing und Performing sowie dem Master-Aufbaustudiengang ”Musikmanagement” könnte ein bundesweit einmaliges Angebot geschaffen werden.

Auch der ”Tatort” aus Niedersachsen war eine Grüne Idee. Hatte der NDR zunächst noch abgewunken, läuft die imagefördernde Produktion mittlerweile mit großem Erfolg im Rahmen der ARD-Sendereihe. Allerdings ist es ein Unding, dass die SPD-Landesregierung hierfür Mittel der Filmförderung bereitgestellt hat. Wir wollen dieses Geld für Nachwuchsregisseure einsetzen und in Zusammenarbeit mit der Nord-Media auch Fernseh- und Kinofilme realisieren helfen, die am Markt sonst kaum eine Einstiegschance hätten.


Das vollständige Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen findet sich unter http://www.gruene-niedersachsen.de


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