Neue Filme


›Das Massaker von Gardelegen‹
Ein Film von Claus-Ivar Bolbrinker und Diana Gring. 85 min / 16 mm / 2001

Gardelegen ist eine idyllische kleine Stadt in der Altmark, nordwestlich von Magdeburg. Etwas ausserhalb auf einer Anhöhe findet man die Überreste einer Scheune und ein Gräberfeld mit 1016 Kreuzen. Am 13. April 1945 wurden hier evakuierte Häftlinge aus den Konzentrationslagern Mittelbau-Dora und Hannover-Stöcken bei lebendigem Leibe verbrannt. Nur einen Tag später wurde die Stadt von US-Truppen befreit. Auf Befehl des amerikanischen Befehlshabers mussten die Einwohner von Gardelegen die Opfer in Einzelgräbern bestatten.

Zu den wenigen Überlebenden der Todesmärsche und des Massakers gehören vier französische Widerstandskämpfer. Amaro, südfranzösischer Weinbauer, hat als Anarchist schon im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft. Lucien feiert zweimal im Jahr Geburtstag und organisiert Fotoausstellungen über Gedenkstätten. Aimé schrieb über seine KZ-Haft ein Buch, studierte Theologie und wurde Pastor. George hat bisher fast noch nie darüber gesprochen, wie er unter Leichen versteckt mehrere Tage lang auf Rettung wartete.

Die Autoren besuchten die vier Franzosen und befragten auch deutsche Zeitzeugen. So konnten Sie eines der wohl grausamsten NS-Verbrechen der Endphase rekonstruieren. Dabei zieht sich die Auseinandersetzung um Erinnern und Vergessen wie ein roter Faden durch den Film.
Ihren eigenen Weg, mit dem Geschehenen umzugehen, haben auch die Gardelegener finden müssen. Als Zuschauer der Todesmärsche, die an ihren Häusern vorbeizogen, als Nachbarn von Tätern oder weil sie als Jugendliche gezwungen wurden, an der Exhumierung der Massengräber teilzunehmen. Der Haupttäter des Massakers, NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele, konnte fliehen und lebte bis zu seinem Tod 1994 unerkannt unter falschem Namen in der Bundesrepublik. Nach langen Ermittlungen konnte ein Kriminalbeamter seine Identität schließlich aufdecken.

Claus-Ivar Bolbrinker und Diana Gring ist durch die Schilderungen aus den verschiedenen Erlebnisperspektiven eine atmosphärisch dichte Rekonstruktion der Ereignisse in Gardelegen im April 1945 gelungen. Entstanden ist ein Kaleidoskop der verschiedenen Mechanismen, mit denen sich die Beteiligten bis heute auf der Suche nach einer Wahrheit und einer Erklärung für etwas Unfassbares befinden.

Buch und Regie: Claus-Ivar Bolbrinker und Diana Gring
Kamera: Niels Bolbrinker
Kameraassistenz: Gert Jäkel
Ton: Jürgen Abel, Paul Oberle
Schnitt: Niels Bolbrinker
Schnittassistenz: Ingeborg Masrszalek
Tonmischung: Manfred Herold
Wiss. Beratung: Prof. Dr. Claus Füllberg-Stolberg
Aufnahmeleitung Frankreich /
Dolmetscher: Bernd Lehfeld
Musik: Stefan Monshausen
Produktionsleitung NDR: Daniel Buresch, Viola v. Liebig
Herstellungsleitung: Trigon Film
Redaktion: Dagmar Filoda, Alexander v. Sallwitz
Eine Bolbrinker-Gring Produktion

Gefördert durch die Filmförderung aus Mitteln des NDR in Niedersachsen sowie mit Mitteln der Filmförderung des Landes Sachsen-Anhalt.

Die Erstausstrahlung auf N3 war am 03./04.12. um 0.45 Uhr. Auf den anderen 3. Programmen wird der Film ebenfalls zu sehen sein.
Bisher lief ›Das Massaker von Gardelegen‹ bei der Dokumentarfilmwerkstatt auf der Insel Poel und bei den Würzburger Filmtagen. Demnächst kann der Film aus ausgeliehen werden.

Weitere Infos bei
Diana Gring
Scheidestr. 31, 30625 Hannover
Fon / Fax 0511-7900287
dgring@web.de



 

Scheune und Grabfeld mit Kreuzen







Dreharbeiten in Florensac, Frankreich 1998. 2. v. l. Aimé Bonifas, 4. v. l. Amaro Castelloi mit Ehefrauen, Tochter und Enkelin (Amaro Castelloi)







Dreharbeiten in Garderlegen, 1998. Am Haus von NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele (1945) v. l. Niels Bolbrinker (Kamera), Gerd Jäkel (Kamera-Assistent)

Zurück
zurück zur letzten Seite